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Sozialökologie

1. Begriff: Theoretischer Ansatz in der geographischen und soziologischen Stadtforschung, der als Teil der Humanökologie die Reaktion menschlicher Organismen auf die Umwelt untersucht. Unter Übertragung von Begriffen, Hypothesen und Methoden aus der (Bio-)Ökologie werden die räumlich-sozialen Verhaltens- und Organisationsweisen von Individuen oder Aggregaten von Individuen (z. B. Slumbewohner) als Wirkung sog. "ökologischer Variablen" der physischen wie sozialen räumlichen Umwelt (z. B. Boden, Klima, Lage, Flächennutzungsstruktur, Bevölkerungsdichte, Baustruktur, Stadtgröße, Technologie) aufgefaßt. Dabei geht die Sozialökologie von der problematischen Annahme aus, daß Gesellschaften einen (sozialökologischen) Gleichgewichtszustand zum Ziel haben. - 2. Ziele: Im Mittelpunkt der Sozialökologie steht die Untersuchung von Prozessen, die beim Übergang von einer relativ stabilen Ordnung in eine neue Ordnung auftreten, und jenen, die einen einmal eingetretenen sozialen Gleichgewichtszustand aufrechterhalten. So entstehen z. B. durch das Bevölkerungswachstum oder die Cityexpansion in der Stadt aufgrund der unterstellten Konkurrenz Konflikte und neue Spezialisierungen unter den Individuen und Gruppen, was zu einer Änderung der Arbeitsteilung und der sozialräumlichen Organisation führt. Wichtige Prozesse sind dabei Invasion, Sukzession, Segregation, Dominanz, Expansion, Konzentration, Dispersion. Aus ihnen folgen bestimmte Entwicklungszyklen und regelhafte Stadtstrukturen wie Ring- oder Sektorenmodelle (Stadtstrukturmodelle). - 3. Entwicklung: Begründet wurde die Sozialökologie von Park, Burgess und McKenzie (Chicagoer Schule der S.) in den 20er Jahren durch die Rezeption bio-ökologischer und darwinistischer Theorien in die Großstadtforschung und durch empirische Studien und Modelle zur Stadtentwicklung und Wohnsegregation der Bevölkerung. Die klassische Schule hat wesentliche methodische Anstöße zur Messung der sozialen Struktur kleinräumiger Aggregate (innerstädtische Zensusbezirke) und der räumlichen Verteilung sozialstatistischer Gruppen (Segregationsindex) geliefert. Die Kritik an der Übertragung bio-ökologischer Konzepte auf soziale Sachverhalte hat dazu geführt, daß sich die Sozialökologie seit den 50er Jahren als Faktorialökologie (bzw. Sozialraumanalyse) weitgehend auf methodische Fragestellungen (z. B. das Problem des ökologischen Fehlschlusses) und auf die Deskription der sozialräumlichen Ordnung städtischer Wohngebiete mittels multivariater statistischer Modelle beschränkt.

 

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