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endogenes Potential

1. Begriff: Territoriales Konzept, bei dem die Ressourcen und Potentiale, die in einer Region vorhanden sind, im Vordergrund stehen. Sie ist keine nur auf quantitatives oder monetäres Wachstum gerichtete Strategie, sondern strebt daneben auch eine qualitative und strukturelle Entwicklung an. Die wirtschaftliche Rückständigkeit einer Region wird mit der mangelnden Nutzung der vorhandenen Potentiale erklärt. - Das Schlagwort des endogenen Potentials bzw. der endogenen Entwicklung kam Mitte der 80er Jahre auf als Reaktion auf die zunehmende Unzufriedenheit mit den bisherigen Konzepten der Regional- und Raumordnungspolitik, die zur Herstellung und Erhaltung gleichwertiger Lebensbedingungen unter veränderten sozio-ökonomischen Verhältnissen immer unzureichender erschienen. - Gebräuchlich auch: Entwicklung von unten; Entwicklung nach innen; ökologische Regionalentwicklung; eigenständige Regionalentwicklung; regional angepaßte Entwicklung. - 2. Die im Sinne des e. P. in einer Region vorhandenen Potentialfaktoren untergliedern sich in: a) anthropogene Potentialfaktoren: Sie setzen sich aus einem Angebotspotential und einem Nachfragepotential zusammen. Das Angebotspotential besteht aus drei Einzelpotentialen: dem Arbeitskräftepotential, dem Kapitalpotential und dem Infrastrukturpotential. Das Nachfragepotential entspricht dem Marktpotential. - b) Natürliche Potentialfaktoren entsprechen dem ökologischen Potential, welches sich aus dem Umweltpotential, dem Flächenpotential und dem Landschaftspotential zusammensetzt. Jeder dieser Faktoren kann sowohl Überschuß- als auch Engpaßfaktor sein. Die in einer Region ausgebildete Branchenstruktur oder die geographische Lage einer Region gehören nicht zu den Potentialfaktoren. - 3. In einer wirtschaftsschwachen Region werden die Potentialfaktoren nicht optimal genutzt. Das ist immer dann der Fall, wenn es in einer Region Überschußfaktoren gibt, also Potentiale, die kurz- oder langfristig nicht genutzt werden. Die mangelnde Nutzung kommt nach der Vorstellung der endogenen Entwicklung dann zustande, wenn ein zweiter Faktor, der zur Benutzung dieses Überschußfaktors nötig wäre, nicht ausreichend vorhanden ist; er stellt dann den Engpaßfaktor dar. Den Engpaß kann man auf mehrere Arten überwinden: a) Mengenerhöhung des Engpaßfaktors; b) Verringerung des spezifischen Gebrauchs des Engpaßfaktors bzw. Erhöhung der Produktivität des Engpaßfaktors; c) Nutzung eines Überschußfaktors, um einen Engpaßfaktor herzustellen, was immer dann möglich ist, wenn das Arbeitskräftepotential den Überschußfaktor darstellt. Dabei soll die Region darum bemüht sein, eine weitgehende Eigenständigkeit zu erreichen, indem sie mit Hilfe der Potentiale und zusätzlich zu deren Ausnutzung darauf achtet, möglichst weitgehend regionale Wirtschaftskreisläufe aufzubauen, die sie autark machen, aber auch nicht von der Außenwelt abschotten. - Gründe/Lösungsansätze: Mangelnde Entscheidungsfunktionen und -fähigkeiten auf lokaler und regionaler Ebene; mangelnde Partizipation; mangelnde Information. - Die Grundvoraussetzung für die Entwicklung des e. P. sehen die Theoretiker in der Haltung der Menschen, die in der betreffenden Region leben. Von ihnen wird verlangt, daß sie bereit sind, individuelle Ansprüche kollektiven Zielen unterzuordnen. Für diesen Zweck halten es die Verfechter des e. P. für nötig und wünschenswert, eine regionale Identität herzustellen. Damit die Bewohner handlungsfähig werden, müssen sie darüber hinaus einige Kommunikations- und Verhaltenstechniken lernen, die die zunehmende Einsicht in Zusammenhänge, das systematische Sammeln von Erfahrung und die Verbesserung der Konfliktfähigkeit beinhalten. Zur effizienten Durchführung der damit geförderten Prozesse, die von unten nach oben gehen, bedarf es darüber hinaus geeigneter Führungspersönlichkeiten, die das Konzept der endogenen Entwicklung überzeugend vermitteln können. Der Mangel an Informationen, der zur Unternutzung von Potentialfaktoren führt, soll durch den formalen und inhaltlichen Aufbau regionaler Informationsnetze behoben werden. Diese Netze setzen sich aus Regionalzeitungen, regionalen Veranstaltungen, Lokalsendern und Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen mit Bezug auf die regionalen Bedürfnisse zusammen.

 

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