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Kostenexplosion

1. Begriff: Die Kostenexplosion ist ein populärer Begriff, der die Kostenentwicklung des Gesundheitswesens beschreiben soll. Mit Kostenexplosion ist gemeint, daß die Kosten des Gesundheitswesens seit langem schneller steigen, als es der Wachstumsrate des Sozialproduktes entspricht. Dies wird besonders am Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung deutlich, der von gut 8% im Jahre 1970 auf etwa 13,5% im Jahre 1993 gestiegen ist. - 2. Ursachen: a) Ein Teil des Anstiegs des Beitragssatzes ist damit zu erklären, daß die Bemessungsgrundlage für die Beitragszahlung durch die im Betrachtungszeitraum gestiegene Arbeitslosigkeit schmaler geworden ist. - b) Ineffizienzen: Historisch gewachsene Ineffizienzen könnten relativ leicht überwunden werden; z. B. könnte man in Deutschland den mangelnden Wettbewerb zwischen gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen mit Hilfe eines Kontrahierungszwangs für private Krankenversicherungen verbessern. Weit schwerer in den Griff zu bekommen sind Ineffizienzen, die aufgrund von Marktversagen entstehen. Zu nennen sind vor allem: Unzureichende Konsumentensouveranität (asymmetrische Arzt-Patienten-Beziehung, Minderschätzung künftiger Bedürfnisse), Informationsasymmetrien auf Krankenversicherungsmärkten (adverse selection, moral hazard, Ungewißheit über die langfristige Erfüllbarkeit von Versicherungsverträgen) und steigende Skalenerträge bei Krankenversicherungen. - 3. Beurteilung: Da Sozialversicherungsbeiträge Lohnnebenkosten darstellen, wird die Entwicklung der Beitragssätze sowohl von Arbeitnehmern wie Arbeitgebern besonders kritisch betrachtet und kommentiert. Insgesamt beansprucht das Gesundheitswesen in Deutschland Mitte der 90er Jahre ungefähr 10% des Bruttosozialprodukts (im Jahre 1970 betrug der Anteil etwa 6,5%). Dieser Anteil steigt nur noch relativ langsam; im internationalen Vergleich befindet sich Deutschland also mit diesem Anteil im "Mittelfeld". Auch stimmt nicht, daß die gesetzlichen Krankenkassen besonders verschwenderisch mit den ihnen anvertrauten Beiträgen umgehen würden, sondern die Kostensteigerungen sind bei den privaten Krankenversicherungen ungefähr gleich hoch. Die parallele Entwicklung der Kostensteigerung der gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen weist darauf hin, daß mit zunehmendem Reichtum von Volkswirtschaften die Menschen mehr "Gesundheitsgüter" nachfragen. Grundsätzlich ist die weltweit überproportionale Kostenentwicklung des Gesundheitswesens also ein Beweis für den zunehmenden Wohlstand der Nationen. Angesichts der genannten Zahlen kann von einer Kostenexplosion also streng genommen nicht gesprochen werden. Mit dem Gesundheitsstrukturgesetz (GSG) versucht der Gesetzgeber (BMG) seit 1992 Marktversagen im Gesundheitswesen zu bekämpfen und Wirtschaftlichkeitsreserven zu nutzen.

 

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