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Naturraumpotential

1. Begriff: Das Naturraumpotential versucht das Leistungsvermögen eines Naturraumes für die wirtschaftlichen Bedürfnisse einer Gesellschaft zu bestimmen. Es ist kein naturwissenschaftlicher Begriff, der nur die natürlichen Grundlagen beschreibt, sondern er bewertet diese gem. den Anforderungen, die die Gesellschaft an sie stellt. Der Begriff des Naturraumpotential wurde im Wissenschaftssystem der sozialistischen Staaten entwickelt. Er wurde von Neef (1966) geprägt und von Haase (1971, 1978) erweitert. - 2. Theorie: Das Naturraumpotentialkonzept verfügt über eine ausgeprägte Begriffssystematik, die folgende Differenzierungen vorsieht: a) Naturraumausstattung: reine Feststellung des physisch-geographischen Inventars eines Raumes. Wertungen werden dabei noch nicht vorgenommen. b) Naturraumdargebot: bezieht neben der Naturraumausstattung noch deren Lagebeziehungen zueinander ein. c) N.: Ausschnitte des Naturraumdargebots bzgl. seiner Leistungsfähigkeit für bestimmte gesellschaftliche Zwecke. d) Naturressourcen: ökonomischer Begriff, da nur die Teile des Naturraumpotential beachtet werden, die entweder bereits in den ökonomischen Prozeß einbezogen sind oder direkt dafür vorgesehen sind. D. h. eine ökonomische Bewertung des Naturraumpotential erfolgt. e) Naturbedingungen der gesellschaftlichen Produktion: Bezieht nicht nur die ökonomisch genutzten Teile des N., sondern auch solche Teile desselben, die die allgemeine Voraussetzung für die Existenz des Menschen, die Befriedigung seiner Bedürfnisse und sein Wohlbefinden bilden, mit ein. - 3. Messung: a) Neef-Gleichung: Sie mißt das wirtschaftlich nutzbare Potential eines Raumes (gebietswirtschaftliches Potential P) in latent vorhandener, nutzbarer Energie, und errechnet es mittels folgender Gleichung: P= R + G + B + K, wobei R die Energieaufnahme durch die Sonne, G die potentielle Energie von Niveau-Unterschieden, die durch die Gravitation freigesetzt wird, B die Lagerstätten und Böden und K Produkte des Menschen, die einen Energievorrat enthalten, darstellen. b) Fassung von Haase: Die theoretische Herleitung von Neef erwies sich als wenig praxistauglich, so daß sich das Konzept erst durchsetzen konnte, als Haase es in eine anwendbare Fassung umformte. Dies hat er durch die Aufsplittung des allgemeinen Naturraumpotential in eine Reihe von partiellen Naturraumpotential erreicht. Vorteil ist, daß diese partiellen Potentiale bzgl. bestimmter partieller Nutzungswünsche beurteilt werden können. Bezüglich der verschiedenen landschaftlichen Funktionen (Produktionsfunktion, geoökologische Funktion und humanökologische Funktion) lassen sich jeweils mehrere Naturraumpotential ausgliedern. Für die Produktionsfunktion gibt es insgesamt sechs N.: (1) klima- und bodenabhängiges biotisches Ertragspotential, das das Vermögen eines Raumes mißt, organische Substanzen zu erzeugen; (2) Bebauungspotential, das v. a. den Baugrund und die Grundwassertiefe berücksichtigt; (3) Wasserpotential zur Trink- und Brauchwasserversorgung; (4) das Luftpotential; (5) das bergbauliche Rohstoffpotential; (6) geothermisches Potential. Die geoökologische Funktion ist durch zwei Arten von Naturraumpotential gegeben: das Belastungspotential und das Entsorgungspotential. Die humanökologische Funktion setzt sich aus dem Erholungspotential und dem Adaptionspotential zusammen, wobei letzteres Bedingungen eines Naturraumes beschreibt, an die sich der Mensch relativ leicht anpassen kann. - 4. Bedeutung: Der Ansatz des Naturraumpotentialkonzeptes hat besonders in der Geoökologie Anwendung gefunden.

 

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