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Konsumfunktion

Darstellung der funktionalen Abhängigkeit der Konsumausgaben von verschiedenen Einflußfaktoren wie Einkommen, Preise, Vermögen, Zinsniveau. 1. Annahmen über die Bestimmungsgründe der Konsumnachfrage stellen aufgrund der Aufteilung des Einkommens (Y) auf Konsum (C) und Sparen (S), d. h. Y = C + S, zugleich Hypothesen über das Sparverhalten dar. Die einfachste Konsumhypothese besagt, daß der Konsum vom laufenden Einkommen abhängt, und zwar so, daß mit steigendem Einkommen die Konsumnachfrage steigt:

Die Ableitung repräsentiert die marginale Konsumquote c. Wegen Y = C + S folgt die Sparfunktion S = Y – C (Y) = S (Y), mit
2. Die einkommensabhängige Konsumfunktion kann als wesentlicher Bestandteil der Keynesschen Lehre betrachtet werden. Keynes unterstellte einen speziellen Verlauf der K.: Nach seinem "fundamentalen psychologischen Gesetz" nimmt der Konsum mit steigendem Einkommen zu, allerdings nur unterproportional. Ferner ging Keynes davon aus, daß die durchschnittliche Konsumquote, das Verhältnis aus Konsum und Einkommen also, mit steigendem Einkommen sinkt. Keynes betrachtete die Ersparnis als Luxus und nahm daher an, daß die Reichen einen höheren Anteil ihres Einkommens sparen können als die Armen. - 3. Vereinfachend wird in der ökonomischen Theorie häufig mit einer linearen Konsumfunktion gearbeitet: C = C0 + cY (C0 = Basiskonsum > 0, 0 < c = konst. < 1). Diese Konsumfunktion ist mit dem psychologischen Gesetz von Keynes vereinbar, denn es gilt
Graphisch ergibt sich folgendes Bild:

4. Empirische Untersuchungen (insbes. von S. Kuznets, 1946) zeigen eine langfristig konstante durchschnittliche Konsumquote. Erklärungen liefern Duesenberry (relative Einkommenshypothese, 1949), Friedman (permanente Einkommenshypothese, 1957) und Modigliani (Lebenszeit-Einkommenshypothese, 1954 und 1963). - a) Nach Duesenberry und Friedman wird der kurzfristige Konsum nicht nur vom laufenden, sondern auch vom höchsten jemals erreichten Einkommen bestimmt (relative Einkommenshypothese). Wenn das Volkseinkommen abnimmt, geht der Konsum nur unterproportional zurück, da das höchste erzielte Einkommen bremsend auf die Kontraktion wirkt. Die kurzfristige durchschnittliche Konsumquote ist damit variabel. Langfristig hängt der Konsum von der Stellung des Individuums in der sozialen Schicht ab. Steigt das Einkommen eines einzelnen Individuums, ohne daß das Einkommen seiner sozialen Schicht zunimmt, wird es seine Konsumgewohnheiten nicht ändern. Eine Änderung erfolgt lediglich, wenn die gesamte soziale Schicht eine Einkommenserhöhung erfährt oder wenn das Individuum in eine höhere soziale Schicht infolge der Einkommenserhöhungen aufrückt. Bei relativ gleichmäßigen Einkommenserhöhungen, die allen Individuen zugute kommen, ist die langfristige durchschnittliche Konsumquote daher konstant. - b) Friedman unterscheidet zwischen permanenten und transitorischen Einkommen (permanente Einkommenshypothese). Das permanente Einkommen ist das Einkommen, mit dem die Haushalte langfristig rechnen und das für ihre Konsumgewohnheiten entscheidend ist. Das Verhältnis zwischen Konsum und permanentem Einkommen ist konstant. Transitorische Einkommen sind solche Einkommen, die kurzfristig und unerwartet anfallen, wie z. B. eine Erbschaft oder ein Lottogewinn. Die Haushalte sind geneigt, den transitorischen Teil des Gesamteinkommens voll zu sparen. Während die auf das permanente Einkommen bezogene durchschnittliche Konsumquote konstant ist, ist die auf das transitorische Einkommen bezogene durchschnittliche Konsumquote also variabel. - c) Nach der Lebenszeit-Einkommens-Hypothese sind die Konsumausgaben vom erwarteten Lebenseinkommen abhängig. Gespart wird, um das gewünschte Konsumniveau auch dann realisieren zu können, wenn das aktuelle Einkommen niedriger ist als die notwendige Konsumsumme (Jugend, Alter). Die laufenden Konsumausgaben hängen ab vom Bestand an realem Vermögen und dem erwarteten realen Arbeitseinkommen. - d) In den letztgenannten Ansätzen wird das Vermögen als Konsumdeterminante explizit berücksichtigt. In der Literatur wird darüber hinaus ein spezifischer realer Vermögenseffekt diskutiert, der das Konsumverhalten im Konjunkturverlauf stabilisiert (Pigou, 1941): Bei einem Anstieg des realen Vermögensbestandes durch eine Preissenkung (etwa im Abschwung) steigen die Konsumausgaben bei gegebenem Einkommen, weil die geplante Ersparnis reduziert werden kann. Dadurch wird der Abschwung gebremst. - 5. Die Abhängigkeit der Konsumquote von der Einkommensverteilung wird auf Keynes zurückgeführt und wurde von Kaldor formalisiert. Die Konsumausgaben (C) bestehen aus Ausgaben aus Lohneinkommen (CL = cL L) und Ausgaben aus Gewinneinkommen (CG = cG G):
Mit der Verteilungsgleichung Y = L + G folgt:
Dabei ist der Ausdruck in der eckigen Klammer die lohnquotenabhängige Konsumquote, wobei gilt:
Mit steigender Lohnquote steigen die Konsumausgaben (Kaufkrafteffekt). - 6. In dynamischen Modellen werden verschiedene zeitliche Verzögerungen (lags) in die Konsumfunktion eingebaut; etwa in der Form:
Zudem wird zwischen kurz- und langfristigen Funktionen unterschieden, wobei angenommen wird, daß die kurzfristige Konsumfunktion flacher als die langfristige verläuft.

 

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