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Suburbanisierung

1. Begriff: Innerregionale Dekonzentration von Bevölkerung und Beschäftigung, gemessen durch die Zunahme des Anteils von Bevölkerung und Beschäftigung im Umland (=suburbaner Raum) an der gesamten Bevölkerung bzw. Beschäftigung des Verdichtungsraumes und Abnahme der entsprechenden Anteile in der Kernstadt. Der suburbane Teil des Verdichtungsraumes kann innerhalb der kommunalen Grenzen der Kernstadt liegen, erstreckt sich i. d. R. jedoch auf benachbarte Gemeinden (Vororte) und Kreise. Die äußere Grenze des suburbanen Raumes ist nicht exakt zu definieren. Neben physiognomischen Kriterien (verdichtete Wohngebiete) sind v. a. solche der funktionalen Verflechtung mit den Arbeitsplätzen bzw. Betrieben der Kernstadt geeignet (Tages-Pendlerzone). Allerdings löst sich diese eindeutige Verflechtungsorientierung mit wachsender Suburbanisierung von Betrieben des sekundären und tertiären Sektors immer stärker auf. - 2. Entwicklung: Die Suburbanisierung begann in den hoch industrialisierten Gesellschaften am Ende des 19. Jahrhunderts, als infolge der raschen Verstädterung die Siedlungsflächen und das Wohnungsangebot in der (Kern-)Stadt knapp wurden und die Entwicklung von Massentransportsystemen (U-Bahn, Straßenbahn) längere Pendeldistanzen ermöglichten, und dauert auch gegenwärtig noch an. Allerdings sind seit den 60er Jahren starke Desurbanisierungs- und Reurbanisierungstendenzen (Reurbanisierung) in den Verdichtungsräumen festzustellen. Generell lassen sich folgende Gründe der Bevölkerungssuburbanisierung nennen: push-Faktoren sind das unzureichende Wohnungsangebot der gewünschten Ausstattung und Preisgruppe sowie Mängel der Bausubstanz und der Wohnumwelt im Zusammenhang mit der verbesserten Erreichbarkeit der Kernstadt, pull-Faktoren sind neben dem Wohnungsangebot die günstigeren Bodenpreise, die Einkommensentwicklung und Standortpräferenzen wie der Wunsch nach Wohnen im "Grünen" und in sozial homogener Nachbarschaft. Suburbia wurde damit auch Ausdruck eines eigenen Lebensstils der Mittelschicht, die aber in ihrem Schlafstadt-Charakter und in dem Siedlungsflächenverbrauch zugleich soziale und planerische Probleme mit sich brachte. Die Gründe für die ebenfalls schon Ende des 19. Jahrhunderts einsetzende Industriesuburbanisierung sind die hohen Grundstückskosten, der Mangel an teils wegen neuer Fertigungsverfahren erforderlichen Erweiterungsflächen und die verschlechterte Erreichbarkeit der Kernstadt aufgrund wachsender Verkehrsdichte sowie die preiswerten, großen Industrieflächen im suburbanen Raum, deren Nähe zur Kernstadt die Nutzung der Agglomerationsvorteile und des Arbeitsmarktes aber weiterhin ermöglicht. Bei der Suburbanisierung des tertiären Sektors kommt als weitere Ursache noch die Umweltqualität des suburbanen Raumes (landschaftlich reizvolle Umgebung) für Bürobetriebe sowie die durch die Bevölkerungssuburbanisierung bedingte Verlagerung von Kaufkraft und Arbeitsmärkten hinzu. Die Suburbanisierung hat zur Auflösung des geschlossenen Stadtbildes und hin zu fließenden Übergängen (Stadt-Land-Kontinuum) sowie amorphen Stadtlandschaften (Megalopolis) geführt. In jüngster Zeit sind in der Reurbanisierung allerdings auch gegenläufige Entwicklungstendenzen zu beobachten.

 

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