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Industrialisierung

Industrialisierung Begriff: Volkswirtschaftlicher Prozeß, der gekennzeichnet ist durch eine signifikante Zunahme der gewerblichen Gütererzeugung (sekundärer Sektor) auf Kosten des Agrarbereichs (primärer Sektor). Diese Erzeugung von gewerblichen Massengütern erfolgt mit wachsendem Maschineneinsatz in großgewerblicher, arbeitsteiliger Produktionsorganisation.
IIndustrialisierung Industrialisierungskonzepte: Die Grundstrukturen von in verschiedenen Volkswirtschaften zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlicher Weise ablaufenden Industrialisierungsprozesse können anhand ausgewählter Indikatoren erfaßt und zu Industrialisierungskonzepten verdichtet werden, anhand derer unter Umständen Anregungen für die Industrialisierung von heute nicht oder wenig industrialisierten Ländern gewonnen werden können. - Drei wichtige Industrialisierungskonzepte: 1. Nach Alexander Gerschenkron wird der Verlauf der Industrialisierung einer Volkswirtschaft maßgeblich von ihrer wirtschaftlichen Rückständigkeit zu Beginn dieses Prozesses bestimmt. Mit dem Grad der Rückständigkeit nehmen insbes. die Schnelligkeit und Intensität der Industrialisierung und damit u. a. auch die von der Bevölkerung während des Prozesses zu tragenden Lasten (Einschränkung des Konsumniveaus) zu. Besondere Bedeutung kommt der Regelung der Kapitalbereitstellung zu: Während in einem wirtschaftlich fortgeschrittenen Land (z. B. England) die Kapitalbeschaffung überwiegend durch Selbstfinanzierung der Unternehmen erfolgen kann, bedarf es dazu bei einem rückständigen Land der Institution "Kreditinstitut" (z. B. in Deutschland) oder sogar des direkten Eingriffs des Staates (z. B. in Rußland). Mit fortschreitender Industrialisierung kann die Kapitalbereitstellung sukzessive auf die Unternehmen selbst verlagert werden. - 2. Walter G. Hoffmann unterscheidet im Industrialisierungsprozeß anhand der Nachfragestruktur grundsätzlich vier Perioden: (1) Vorherrschen der Konsumgüterindustrie, (2) allmähliches Wachstum der Kapitalgüterindustrie, (3) Gleichgewicht zwischen Konsum- und Kapitalgüterindustrie, (4) Übergewicht der Kapitalgüterindustrie. - Den ersten Ansatzpunkt für die Industrialisierung einer Volkswirtschaft bildet der Massenbedarf der Bevölkerung an lebensnotwendigen Gütern, so daß bei der Konsumgüterproduktion industrielle Verfahren eingesetzt werden können. Durch zunehmende soziale Differenzierung und wachsende Beschäftigtenzahl verschiebt sich im Zusammenhang mit steigenden Haushaltseinkommen die Nachfrage- und Produktionsstruktur. Lohnsteigerungen wiederum begünstigen den Substitutionsprozeß zugunsten von Wirtschaftsbereichen mit höherer Wertschöpfung. Diese Differenzierung in der Produktion geht mit wachsender Qualifikation des Produktionsfaktors Arbeit (Ausbildung) und institutioneller Bereitstellung des Produktionsfaktors Kapital (Kreditinstitute) einher. So entsteht allmählich neben der Nachfrage auch die Möglichkeit zur Herstellung von Kapitalgütern. Aufgrund der aufgezeigten Interdependenzen erlangen die Kapitalgüterindustrien immer größere Bedeutung. - 3. Walt W. Rostow findet ausgehend von einer traditionellen Gesellschaft mit vorindustriellen Wirtschafts- und Herrschaftsstrukturen im Industrialisierungsprozeß vier typische Wachstumsphasen: (1) Anlaufperiode, in der die Vorbedingungen für zukünftiges, industrielles Wachstum gelegt werden; (2) Aufschwungperiode (take off), in der ein sich selbst tragender wirtschaftlicher Aufschwung einsetzt; (3) Reifeperiode, in der die Entwicklung konsolidiert wird; (4) Massenkonsumperiode, in der erste Marktsättigungen auftreten. - Entscheidend für den Erfolg und den konkreten Ablauf der Industrialisierung ist die Aufschwungperiode, in der nach Überwindung von entwicklungshemmenden Faktoren wirtschaftliches Wachstum zu einer normalen Bedingung des Wirtschaftens wird. Die Aufschwungperiode ist dadurch gekennzeichnet, daß geeignete Rahmenbedingungen im sozio-ökonomischen und institutionellen Bereich vorliegen, die Quote produktiver Investitionen mindestens zehn Prozent beträgt und einer oder mehrere industrielle Bereiche als Führungsbereiche (leading sector) mit sehr hohen Wachstumsraten und umfangreichen Vorwärts- und Rückwärtskoppelungseffekten fungieren.

 

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