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Planification

I. Charakterisierung: Wirtschaftspolitisches Leitbild (Ordnungspolitik) und Methode indikativer Wirtschaftsplanung in Frankreich seit 1945/46. Der als grundlegender Koordinationsmechanismus anerkannte Marktwettbewerb soll dort, wo er als nicht funktionsfähig erscheint, durch gesamtwirtschaftliche Planung (vgl. auch dort) ergänzt oder ersetzt werden. Die gesamtwirtschaftliche Planung bezieht sich auf die angestrebte Entwicklung makroökonomischer Größen (Wachstumsrate des Sozialprodukts, Preisniveauänderungsrate, Beschäftigungsstand, Investititonsquote, Branchenstruktur etc.). Der von der Regierung unter der Beteiligung der Tarifparteien, Wirtschaftsverbände und anderer sozialer Organisationen ausgearbeitete indikative Plan (Planungshorizont fünf Jahre) soll den Unternehmen Orientierungsgrößen für eigene Entscheidungen an die Hand geben und enthält für sie keine verbindlichen Planauflagen. Der Abstimmungsprozeß zwischen den einzelnen beteiligten Gruppen bei der Aufstellung des Plans soll die für seine Realisierung notwendige Ausrichtung der Unternehmensaktivitäten auf die Planziele bewirken helfen. Die Planrealisierung wird darüber hinaus durch indirekt wirkende selektive Instrumente wie steuer- und zinspolitische Maßnahmen oder gezielte Investitionsaufträge an die Privatunternehmer unterstützt, während die in Frankreich relativ hohe Anzahl staatlicher Unternehmen durch direkte Lenkungsmethoden beeinflußt werden. Seit den Parlamentswahlen 1986 sind verstärkte Privatisierungsanstrengungen und ein zunehmender Verzicht auf die Planification zu verzeichnen.
II. Entwicklung: Im zeitlichen Verlauf der Planification war (mit Unterbrechungen) eine Schwerpunktverlagerung von der Globalplanung zur Planung einzelner Schwerpunktziele sowie eine stärkere Betonung des marktwirtschaftlichen Koordinationsmechanismus zu beobachten, so daß sich das wirtschaftspolitische Leitbild in Frankreich demjenigen der Sozialen Marktwirtschaft annähert. Die Ursachen für diese Umorientierung dürften die negativen Erfahrungen mit der gesamtwirtschaftlichen Planification (u. a. geringer Grad der Zielerreichung, Fehlinvestitionen aufgrund falscher Prognosen, relativ hohe Inflationsraten und Arbeitslosenquoten, Staatshaushalts- und Zahlungsbilanzdefizite) sowie mit der tendenziell interventionistischen Wirtschaftspolitik in Frankreich (Interventionismus) als Erbe des Merkantilismus sein. Auch die zunehmende Bedeutung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der traditionell wettbewerbs- und innovationsaversen französischen Industrie, z. B. im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft, ist als Ursache zu nennen.

 

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