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Theorie der Mehrproduktunternehmung

1. Charakterisierung: Gegenstand sind Unternehmungen, die mehrere Endprodukte am Markt anbieten, wobei der Verwandtschaftsgrad der Produkte zu der Unterscheidung von diversifizierten und konglomeraten Unternehmungen führt. Die mikroökonomische Theorie der Mehrproduktunternehmung d. M. (Preisbildung) untersucht, wie eine Unternehmung ihren Produktionsplan aufstellt, wenn sie mehrere Güter herstellt. Die institutionelle Theorie der Mehrproduktunternehmung d. M. fragt dagegen zunächst einmal danach, weshalb Unternehmungen überhaupt mehrere Güter produzieren sollten bzw. weshalb diese nicht von jeweils spezialisierten Anbietern hergestellt werden. - 2. Begründungslinien: 1. Die produktionstheoretische Erklärung mit der Subadditivität begründet die Vorteilhaftigkeit der Mehrproduktunternehmung mit geringeren Kosten der gemeinsamen Produktion. Die Subadditivität der Kostenfunktion ist aber weder eine notwendige noch hinreichende Bedingung für das Auftreten einer Mehrproduktunternehmung (Teece). - a) Coase geht davon aus, daß die Unternehmung entsprechend den Transaktionskosten sowohl vertikal als auch horizontal integriert ist. Dies hängt von den relativen Transaktionskosten ab. - b) Teece führt für die Erklärung der Mehrproduktunternehmung die Wachstumstheorie der Unternehmung von Penrose und die Governance-Structure-Theorie der Unternehmung von Williamson zusammen. Penrose betont die akkumulierten, teils impliziten Unternehmungsfähigkeiten sowie das permanente Entstehen physischer Überschußressourcen und freiwerdender Managementkapazitäten (Penrose-Prozeß). Auf verschiedene Aktivitäten übertragbares Wissen und unteilbare (Mehrzweck-)Aktiva verursachen economies of scope. Für das Auftreten einer Mehrproduktunternehmung ist es notwendig, daß eine Einproduktunternehmung ihre Überschußressourcen nicht dem bisherigen Verwendungszweck zuführt oder gar verkauft, sondern in anderer Weise selbst nutzt. Dies setzt relativ höhere Gewinne der Ressourcen in der neuen Anwendung voraus. Da Überschußressourcen bei Null-Transaktionskosten per Vertrag auf andere spezialisierte Einproduktunternehmungen übertragbar sind, kann die Diversifizierung einer Unternehmung nur auf positiven Marktbenutzungskosten beruhen. Marktversagen insbes. auf dem Markt für Wissen, aber auch auf dem für spezialisierte Aktiva, macht den Markttransfer insbes. neuen Wissens sehr teuer. Gewinnmaximierung verlangt die Wahl der geeignetesten Koordinationsform, wobei dies nicht notwendig die diversifizierende Integration sein muß, sondern eine der vielen Koordinationsformen zwischen Markt und Hierarchie (Governance-Structure-Theorie der Unternehmung) sein kann. Eine Mehrproduktunternehmung entsteht demzufolge dann, wenn keine (gewinn-)bessere Alternative zur Hand ist. Dabei hat die multidivisionale Organisationsstruktur die Möglichkeit der Diversifizierung verbessert. Teece berücksichtigt auch Informationsprobleme des Kapitalmarktes und schließt sich hier Williamson an. - c) Williamson sieht neben den Transaktionskosten (Governance-Structure-Theorie der Unternehmung) den wesentlichen Grund für die Existenz der Mehrproduktunternehmung (und insbes. des Konglomerats) in der Möglichkeit, einen unternehmensinternen Kapitalmarkt zu bilden, dessen Vorteile sich aus dem Marktversagen des externen Kapitalmarktes ableiten. - 3. Konglomerate sind ferner mit dem Hinweis auf die dadurch mögliche Risikodiversifizierung begründet worden. Ein Problem dieses Ansatzes besteht darin, daß die Anleger oder Aktionäre die Risikodiversifizierung effizienter vornehmen können. - 4. Neben diesen Erklärungen bieten die dynamisch-evolutorischen Theorien der Unternehmung weitere Erklärungsbausteine an (Dosi et al.). - 5. Literatur: Clarke, R., Transactions costs, economies of scope and multiproduct firms. In: ders. (Hrsg.), Industrial Economics, Oxford et al. 1988, S. 490-500; Dosi, G./Teece, D. J./Winter, S. G., Towards a Theory of Corporate Coherence: Preliminary Remarks. In: Dosi, G./Giannetti, R./Toninelli, P. A. (Hrsg.), Technology and Enterprise in a Historical Perspective, Oxford 1992, S. 185-211; Teece, D. J., Towards an Economic Theory of the Multiproduct Firm, in: Journal of Economic Behaviour and Organization, Vol. 3 (1982), S. 39-63.

 

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