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Transfermechanismus

I. Begriff: Der Transfermechanismus beschreibt, wie und in welchem Umfang ein Kapitaltransfer (internationale Kapitalbewegungen) bei festen Wechselkursen zu einem realen Transfer führt, d. h. entsprechende Waren- und Dienstleistungsbewegungen nach sich zieht. Gewährt z. B. das Inland einem anderen Land einen Kredit, lautet also die Frage, inwieweit es daraufhin zu einem entsprechenden Leistungstransfer aus dem Inland ins Ausland kommt. Diese Frage wird unter klassischen keynesianischen Annahmen diskutiert.
II. Klassischer T.: Ihm liegen v. a. folgende wichtige Prämissen zugrunde: Vollbeschäftigung aller Produktionsfaktoren, keine realen Multiplikatorwirkungen, Übereinstimmung von geplanter Ersparnis und geplanter Investition, Änderungen der Geldmenge durch geldpolitische Maßnahmen finden nicht statt. In diesem Fall bedingt die Bereitstellung von Mitteln für den monetären Transfer eine Einschränkung der Gesamtausgaben im Inland; da diese sowohl für Inlands- als auch - nach Maßgabe der marginalen Importquote - für Auslandsgüter getätigt werden, sinken die Importe des Inlands. Analog steigen die Gesamtausgaben im Ausland; da diese ebenfalls z. Transfermechanismus für Importgüter getätigt werden, steigen die Importe des Auslands, die Exporte des Inlands darstellen. Im Inland ist also eine Importminderung und eine Exportzunahme eingetreten, beides zusammen ergibt den Realtransfer. Dessen Höhe hängt von den marginalen Importquoten des In- und Auslands ab; beträgt deren Summe 1, entsprechen Exportzuwachs und Importminderung im Inland genau dem Kapitalexport, d. h. der reale Transfer ist vollkommen. Ist die Summe kleiner oder größer als 1, entspricht der Realtransfer zunächst nicht dem Kapitalexport, es verschieben sich jedoch die Preisrelationen zwischen In- und Ausland, so daß es letztlich doch zu einem Ausgleich kommen kann: Ist die genannte Summe z. B. kleiner als 1, d. h. der Realtransfer kleiner als der Kapitalexport, werden im Inland Gesamtausgaben und Geldmenge kleiner sein (im kreditnehmenden Ausland größer) als im Ausgangszustand, d. h. im Inland ergibt sich eine Preisniveausenkung, im Ausland eine -zunahme. Dies wirkt im Inland exportfördernd und importhemmend, so daß sich der Leistungsbilanzsaldo des Inlands solange verbessern dürfte, bis der reale dem monetären Transfer entspricht. Ist die genannte Summe größer als 1, tritt analog die umgekehrte Wirkungskette ein.
III. Keynesianischer T.: Er unterscheidet sich im wesentlichen durch die Annahmen, daß Multiplikatorprozesse im In- und Ausland wirksam sind sowie daß der Kapitalexport im Inland (z. Transfermechanismus oder sogar vollständig) aus Enthortung oder Geldschöpfung finanziert und im kreditnehmenden Ausland (z. Transfermechanismus sogar vollständig) zur Hortung verwendet werden kann. Je nach unterstellter Konstellation ergeben sich dementsprechend vom klassischen Transfermechanismus mehr oder weniger stark abweichende Ergebnisse. Daß sich Kapitalexport und Realtransfer genau entsprechen, ist hier nur unter sehr restriktiven Prämissen zu erwarten. Kritisch wird zum keynesianischen Transfermechanismus u. a. angeführt, daß in der Realität die Möglichkeit besteht, den Kreditbetrag im Inland auch durch Reduzierung der Importe aufzubringen sowie ihn im Ausland unmittelbar zur Erhöhung der dortigen Importe zu verwenden; in derartigen Fällen dürfte die Wahrscheinlichkeit, daß der Realtransfer dem Kapitalexport exakt entspricht, steigen.

 

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