Wirtschaftslexikon - Enzyklopädie der Wirtschaft
lexikon betriebswirtschaft Wirtschaftslexikon lexikon wirtschaft Wirtschaftslexikon Suche im Wirtschaftslexikon
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
 
 
 

Wirtschaftsdidaktik

1. Begriff: Arbeitsbereich der Wirtschaftspädagogik (Berufs- und Wirtschaftspädagogik), der als Fachdisziplin die wissenschaftliche Aufklärung der Voraussetzungen, Prozesse und Ergebnisse institutionell organisierten Lernens und Lehrens im Bereich wirtschaftsberuflicher Fächer zum Gegenstand hat und i. d. R. zugleich als Bereichsdidaktik auf das berufliche Bildungswesen, insbes. berufsbildende Schulen, bezogen ist. - 2. Abgrenzung zur wirtschaftsberuflichen Curriculumentwicklung: Wirtschaftsdidaktik überschneidet sich z. T. mit dem Aufgabenfeld der wirtschaftsberuflichen Curriculumentwicklung. Ist weniger stark auf komplexe gesellschaftsbezogene Begründungs- und Rechtfertigungszusammenhänge, sondern stärker auf konkrete, gegenwärtige Orientierungsbedürfnisse der Praxis ausgerichtet. Die Entwicklung unterrichtsrelevanter Technologien und Instrumente tritt als Aufgabe hinzu, die i. d. R. durch eine kritisch-emanzipative Funktion ergänzt wird, die auf kritische Reflexion und normativ gerechtfertigte Weiterentwicklung der Ausbildungs- und Unterrichtspraxis zielt. - 3. Wissenschaftssystematische Einordnung: Wirtschaftsdidaktik ist im Schnittpunkt erziehungs- und fachwissenschaftlicher (Wirtschaftswissenschaften, Sozialwissenschaften, Jura) Fragestellungen angesiedelt. Entsprechend der Komplexität des Problemfeldes finden sich weitere interdisziplinäre Bezüge v. a. zur Arbeits- und Berufsforschung, Psychologie, Soziologie, Politikwissenschaft und Sozialphilosophie. - 4. Forschungsbereiche: (1) Probleme der Lernzielfindung, -begründung, -formulierung und -überprüfung (Lernziel); (2) Transformation fachwissenschaftlicher Inhalte in lernziel- und schülerangemessene Lerninhalte (didaktische Reduktion bzw. Transformation); (3) Methodisch-mediale Probleme der Organisation des Lehr-Lernprozesses, insbes. Analyse und Konstruktion von Lernmaterialien und Entwicklung stärker handlungs- bzw. situationsbezogener Lernmethoden; (4) Probleme der Erfolgssicherung, -kontrolle und -bewertung; (5) Probleme der Lehrer-Schüler-Interaktion unter den Aspekten ungleicher Lernobjektzuweisung und motivationaler Konsequenzen; (6) Fragen der Lehrerausbildung an Universitäten (1. Phase) und Studienseminaren (2. Phase). - 5. Theorie-Praxis-Problematik: Als eigenständige Ebenen wirtschaftsdidaktischer Theoriebildung sind von der wissenschaftlichen Wirtschaftsdidaktik zu unterscheiden: a) Wirtschaftsdidaktik der Kompendien, Handreichungen und Lehrbücher, die oft dem Umkreis der staatlichen Studienseminare entstammt (Seminardidaktik) und b) Wirtschaftsdidaktik der alltäglichen Unterrichtspraxis, die handlungsleitende, subjektive Theorien von Lehrern wiederspiegelt (Alltagsdidaktik). Ansätze zur Auflösung der verbreiteten Isolierung dieser Handlungsebenen sind Versuche, tatsächliche Unterrichtspraxis stärker als bisher zum Ausgangspunkt wissenschaftlich-fachdidaktischer Theoriebildung zu erheben und: (1) durch empirisch-analytische Feldforschung und -experimente zu handlungsorientierten technologischen Theorien (welche Handlungen unter welchen Umständen von welchen Personen mit Aussicht auf welchen Erfolg durchgeführt werden können) zu gelangen oder (2) über die Entwicklung und Erprobung begrenzter Teilcurricula praktikable Alternativen zu bestehender Unterrichtspraxis bereitzustellen oder (3) über kooperative Projekte von Unterrichtspraktikern und Wissenschaftlern unter Verwendung empirischer und interpretativer Verfahren zu einer Aufklärung und gemeinsam getragenen Weiterentwicklung derzeitiger Praxis zu gelangen.

 

<< vorheriger Begriff
nächster Begriff>>
Wirtschaftsbevölkerung
Wirtschaftsethik

 

Diese Seite bookmarken :

 
   

 

  Weitere Begriffe : Gewerbeinspektion | Zeitverzögerung | BASt | Bundesbaudirektion (BBD) | Posttest
wiki wirtschaft

Thematische Gliederung | Unser Projekt | Impressum