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Grundrechnung

1. Begriff: Zweckneutrale Datenbasis für eine Vielzahl von Zweckrechnungen. - 2. Ursprung: Begriff und Idee bzgl. der Kosten gehen auf Schmalenbach, bzgl. pekuniärer Größen auf Goetz zurück. Theoretische Weiterentwicklung und praktische Ausgestaltung erfolgten zuerst im Rahmen der Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung. - Vgl. auch originäre Grundrechnung, primäre Grundrechnung, sekundäre Grundrechnung. - 3. Zweck: Bereitstellung mutmaßlich benötigter elementarer Geld- und Mengengrößen für vergangenheits- und zukunftsbezogene Auswertungsrechnungen für alle bedeutenden Zwecke. - 4. Haupterfordernisse: Zweckneutralität, vielfältige Verwertbarkeit und hohe Abbildungstreue. - 5. Grundregeln: (1) keine Vermengung (Aggregation) heterogener Elemente; (2) keine willkürliche Aufteilung homogener Elemente (z. B. echter Gemeinerlöse); (3) Erfassung und Ausweis aller Rechengrößen bei dem jeweils originären Bezugsobjekt, d. h. dem speziellsten, bei dem das noch ohne willkürliche Aufteilung möglich ist; (4) Kennzeichnung der Elemente durch alle für die Auswertung bedeutsamen Merkmale, z. B. Disponierbarkeit und Abhängigkeiten, Verbundenheiten und Zeitdimensionen, Erfassungs- und Zahlungsweise etc. - 6. Realisierung: Bei der Auswahl dieser Merkmale und ihrer Merkmalsausprägungen sowie grundsätzlich beim Aufbau der Grundrechnung müssen die Anforderungen der voraussichtlich interessierenden Auswertungsmöglichkeiten vorweg bedacht werden. Weil ein völlig zweckunabhängiger Wertansatz nicht existiert und häufig nicht-proportionale Entgeltfunktionen vorliegen, sollten Preis- und Mengenkomponente (soweit möglich) getrennt ausgewiesen werden. Die Mehrzahl der abzubildenden Vorgänge ist komplex, die aufzunehmenden Informationselemente sind durchweg vieldimensional; eine urbelegidentische Grundrechnung kann das partielle Unterdrücken von Informationen vermeiden und die uneingeschränkte Klassifikations- und Verknüpfungsmöglichkeit gewährleisten. Entscheidend für die Abbildungstreue ist die genaue Erfassung der Bezugsobjekte; z. B. müssen Erlöse, die nicht eindeutig einzelnen Erzeugnissen zugerechnet werden können, der Erzeugnisgruppe, der Sparte, dem Kunden oder dem Gesamtunternehmen zugerechnet werden, und Bereitschaftskosten, deren Bindungsdauer mehrere Monate umfaßt, dürfen nur der Periode zugerechnet werden, die alle diese Monate enthält, also evtl. ein Quartal oder ein Jahr, keinesfalls aber durch Aufteilung den einzelnen Monaten. Weil der Unternehmensprozeß kontinuierlich fortschreitet und in die Zukunft hinein offen ist, muß auch die Grundrechnung als Kontinuierliche Zeitablaufrechnung - ohne periodische Zäsuren - gestaltet werden. Nur dann können auch periodenübergreifende und noch in Entwicklung befindliche Vorgänge wirklichkeitsnah abgebildet und verfolgt werden. - Auf Basis einer als relationale Datenbank (Relationenmodell) realisierten Grundrechnung können mit Hilfe von Methodenbanken und anderen Instrumenten der EDV-Unterstützung sowohl standardisierte als auch fallweise Auswertungsrechnungen gespeist werden. - Bessere Übersicht und schnellerer Zugriff werden ermöglicht, wenn zwischen die urbelegidentische Grundrechnung und die problemspezifischen Auswertungsrechnungen selektiv verdichtete und für unterschiedliche Benutzer- oder Zweckgruppen aufbereitete Grundrechnungsauszüge eingeschoben werden. Diese Grundrechnungsauszüge können z. B. die "Teilgebiete" Grundrechnung der Erlöse (bzw. Einnahmen und Einzahlungen), Grundrechnung der Beschaffungsentgelte (bzw. Ausgaben und Auszahlungen), Grundrechnung der Kosten, Grundrechnung der Potentiale und Grundrechnung der Bewegungsmengen darstellen.


Literatur: Hummel, S., Wirklichkeitsnahe Kostenerfassung, Berlin 1970; Kleiner, F.: Kostenrechnung bei flexibler Automatisierung. Programm- und Kapazitätsplanung auf Basis einer integrierten Datenbank, München 1991; Riebel, P., Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung, 7. Aufl., Wiesbaden 1994; ders., Einzelerlös-, Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung als Kern einer ganzheitlichen Führungsrechnung, in: Männel, W. (Hrsg.), Handbuch Kostenrechnung, Wiesbaden 1992; ders., Grundrechnung, in: Kern, W./Köhler, R./Küpper, H.-U./von Wysocki, K., Handwörterbuch der Betriebswirtschaftslehre (HWB), 5. Aufl., Stuttgart1993, Sp. 364-379; Riebel, P./Sinzing, W., Zur Realisierung der Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung mit einer relationalen Datenbank, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 33 (1981), S. 457-489; Riebel, P./Sinzig, W./Heesch, M.: Fortschritte bei der Realisierung der Einzelkostenrechnung mit dem SAP-System, in: Controlling 4 (1992), S. 93-125; Sinzing, W., Datenbank-orientiertes Rechnungswesen, 3. Aufl., Berlin-Heidelberg-New York-Tokyo 1990; Wedekind, H./Ortner, E., Der Aufbau einer Datenbank in der Kostenrechnung, in: Die Betriebswirtschaft, 27 (1977), S. 533-547.

 

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