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internationale Produktion

internationale Fertigung. 1. Charakterisierung: In Abhängigkeit der Internationalisierungsstrategie sind Entscheidungen institutionaler Art hinsichtlich Anzahl und Ort der produzierenden Unternehmungseinheiten im Ausland (Auslandstochtergesellschaften) zu treffen (internationale Standortpolitik). Bei internationalen Unternehmungen mit mehreren, vertikal integrierten Fertigungsstätten in verschiedenen Ländern ergibt sich die Notwendigkeit zu einer entsprechenden Fertigungssteuerung, welche die Abstimmung zwischen den Werken zum Gegenstand hat. - 2. Die hierbei zu verfolgenden betriebswirtschaftlichen Ziele sind im Prinzip mit den (Dispositions-) Zielen bei rein nationaler Fertigung vergleichbar: Minimale Kapitalbindung durch minimale Bestände, Versorgungssicherheit des nachgelagerten Werkes, Optimierung der Transportkosten etc. (vgl. hierzu im einzelnen Produktion). Hinzu kommt die Erfordernis des grenzüberschreitenden Transports (internationale Logistik). - 3. Art- und intensitätsmäßig sind folgende Formen zu unterscheiden: a) Vorproduktion (Teilefertigung): Die Auslandsniederlassung übernimmt für die Muttergesellschaft eine (mehrere) vorgelagerte Stufe(n) der Produktion eines Erzeugnisses oder die Herstellung von bestimmten Teilen des Endproduktes. Es handelt sich demzufolge um einen Zulieferbetrieb, der - neben dem Stammhaus - auch andere (Fremd-)Unternehmen des Gastlandes, des eigenen Wirtschaftsgebietes und aus Drittländern beliefern kann. Denkbar wäre auch die Belieferung des eigenen Montagewerks im gleichen Gastland oder in dessen geographischer Nähe (Anrainerstaaten). Vorteile: Kostenvorteile; Möglichkeit der Inanspruchnahme von Fördermaßnahmen des Gastlandes; Übergangsphase zur Vollproduktion im Gastland; Standortverlagerung zu Abnehmerfirmen hin, für die man ebenfalls als Zulieferant tätig ist. Die Probleme sind ähnlich gelagert wie im Falle des Montagewerks, wobei Absatzgesichtspunkten nur eine geringfügige Bedeutung zugemessen werden kann. Der Autonomiegrad kann sich auf die Kernaufgabe beschränken. - b) Konfektionierung/Formulierung: Es lassen sich z. T. deutliche Parallelen zur Auslandsmontage ziehen - mit dem hauptsächlichen Unterschied, daß im Rahmen der Erstellung des markt- bzw. konsumreifen Enderzeugnisses auch in gewissem Umfange eine Manipulationsfunktion ausgeübt wird, z. B. durch Farb- und Formgebung, geschmackliche Zusätze und spezielle Aufbereitung. Vorteile: Umgehung bzw. Überwindung von Importrestriktionen des Ziellandes; Kostenvorteile; Übergangsphase zur Vollproduktion im Gastland; Fördermaßnahme des Gastlandes; Markt- und Wettbewerbsmotive; Vorschriften des Ziellandes (z. B. lokale Abfüllpflicht); bessere Möglichkeit zur genauen Beachtung der Auflagen des Ziellandes - bei Pharmazeutika z. B. im Hinblick auf Zusammensetzung, Konzentration, Verpackungsarten, -formen und -größen, Mengenabgaben, Dosierungen etc. (Vorschriften in bezug auf Produktspezialitäten). Die Probleme sind ähnlich wie im Falle der Montage - mit relativ starker Bedeutung der Absatz- bzw. Vertriebsaspekte. In dem Maße, wie dem Kundenbereich mehr Bedeutung zugemessen wird, müßte der Autonomiegrad u. U. erhöht werden. - c) Veredelung: Im Gegensatz zur passiven Veredelung, bei der ein gebietsfremder Vertragspartner eingeschaltet wird, übernimmt in diesem speziell gegebenem Fall ein Unternehmen diese Aufgabe selbst - und zwar über eine eigene Niederlassung im Ausland (Eigenveredelung). Gleichzeitig ist es denkbar, daß man auch für andere Unternehmen, sei es aus dem Gastland oder aus dem eigenen Wirtschaftsgebiet oder aus Drittländern, ebenfalls veredelnd tätig wird. Die Grenzen zwischen bestimmten Arten der Konfektionierung bzw. Formulierung und der Eigenveredelung sind fließend. U. U. besteht jedoch der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Formen des Auslandsgeschäfts darin, daß die Veredelung meistens mehr kostenorientiert ist, während bei der Konfektionierung und Formulierung auch Absatz- bzw. Vertriebsaspekte sowie Auflagen des Gastlandes mit ins Gewicht fallen. Auch hier müßten sich die Freiheitsgrade den Absatzerfordernissen anpassen. - d) Komplette Auslandsproduktion: Bei einer eigenen Produktion im Ausland werden alle oder zumindest die wichtigsten Fertigungsstufen eines Produktes im Gastland durchgeführt. Dies schließt Zulieferungen aus dem Mutterunternehmen nicht aus. Im Auslandsmarkt hat sich ein bis zur Endstufe reichendes Produktionssystem gebildet, sei es als Endstufe einer sukzessiven Entwicklung oder als eine von Anfang an angestrebte und bereits in der 1. Stufe realisierte Form der Betätigung in einem Zielland. Die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Bestimmungsfaktoren der Art der eigenen Auslandsniederlassung (100%-ige Tochterfirma oder Zweigniederlassung) und des Autonomiegrades. - 3. Zu den funktionalbereichsübergreifenden Problemen internationaler Unternehmungen vgl. internationales Management.

 

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