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Pareto-Optimum

1. Begriff: Gesellschaftliche Situation, in der es nicht möglich ist, die Wohlfahrt eines Individuums durch eine Re-Allokation der Ressourcen zu erhöhen, ohne gleichzeitig die eines anderen Individuums zu verringern (Punkt P im Schaubild). Anders formuliert: Eine Situation in der A besser gestellt werden kann und B nicht gleichzeitig schlechter gestellt werden muß (vgl. Abbildung "Pareto-Optimum - Pareto-Feld"), zeigt, daß sich das System noch nicht im Optimum befindet. Das P.-O. stellt im Rahmen der paretianischen Wohlfahrtsökonomik das Kriterium für das Wohlfahrtsoptimum dar. Dabei wird unterstellt, daß die Individuen in ihren Nutzenvorstellungen voneinander unabhängig sind (Nachfrageinterdependenzen in Form von Demonstrativkonsum, Mitläufereffekte u. a. werden ausgeschlossen) und der Nutzen mit steigendem Güter- und Faktormengenbesitz zunimmt. - 2. Bedingungen: a) Totalbedingungen: Die Totalbedingungen schließen aus, daß die Wohlfahrt durch die Berücksichtigung von neuen Produkten, die mit einer überlegenen Technik von neu auf den Markt drängenden Unternehmen produziert werden, erhöht werden kann. Technischer Fortschritt muß schon stattgefunden haben, bevor das P.-O. unter Totalbedingungen abgeleitet wird. - b) Stabilitätsbedingungen: Stabilitätsbedingungen sind nach Hicks die vollkommene Teilbarkeit der von allen Gesellschaftsmitgliedern verwendeten Güter und Faktoren, sowie die zum Ursprung hin konvexen Indifferenzkurven und eine konkave Transformationskurve (Ertragsgesetz). Dadurch soll die Möglichkeit von externen Effekten im Konsum und in der Produktion ausgeschlossen werden. - c) Marginalbedingungen: Drei Marginalbedingungen müssen erfüllt sein, wenn nach einer technisch möglichen Transformation ökonomischer Variablen ein P.-O. vorliegen soll: (1) Das Haushaltsgleichgewicht ist für alle Haushalte gem. des zweiten Gossenschen Gesetzes erfüllt. Die Grenzraten der (indifferenten) Substitution sind für alle Haushalte aufgrund der gleichen Güterpreise auf den homogenen Märkten identisch (Haushaltsoptimum). (2) Das Produktionsoptimum wird von allen Unternehmen erreicht, d. h., sie produzieren gem. der Minimalkostenkombination. Die Grenzraten der (technischen) Substitution sind wegen der Unterschiedslosigkeit der Faktorpreise identisch (Unternehmensoptimum). (3) Die äquivalenten Grenzraten technischer und indifferenter Substitution sind gleich. - Ein gesellschaftliches P.-O. liegt demnach vor, wenn sich Konsum und Produktion im Optimum der statischen Effizienz befinden, d. h. die Scitovsky-Indifferenzkurve die Transformationskurve tangiert. Hinreichend für eine optimale Allokation im Sinne der P.-O. ist z. B. die Marktform der vollkommenen Konkurrenz (vgl. die Fundamentalsätze der Wohlfahrtsökonomik). - 3. Beurteilung: Die Leistungsfähigkeit des P.-O. besteht darin, daß auf einen problematischen interpersonellen Nutzenvergleich ebenso verzichtet wird wie auf die schwierige Aufstellung einer gesellschaftlichen Wohlfahrtsfunktion. Mit Hilfe der verwendeten ordinalen Präferenzfunktion wird darüber hinaus das Nutzenmessungs- und Nutzenaggregationsproblem der kardinalen Nutzentheorie umgangen. - Der Nachteil der Verwendung des P.-O. als Wohlfahrtskriterium liegt darin, daß P.-Optima ohne ein zusätzliches Wohlfahrtskriterium nicht vergleichbar sind, das optimum optimorum also nicht hergeleitet werden kann. Auf der Kontraktkurve stellen alle Punkte jeweils ein P.-O. dar. - Der Verwendung des P.-O. als umfassendes Wohlfahrtskriterium sind außerdem Grenzen gesetzt, da es auf der Basis gegebener Einkommens- und Vermögensverteilungen abgeleitet wird und damit ein Argument für die Anerkennung der faktischen Ungleichheiten darstellt. Die Lösung des Allokationsproblems durch das P.-O. läßt somit das Verteilungsproblem letztendlich ungelöst.

 

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