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Regionalanalyse

ein in den 60er Jahren entwickelter Ansatz in der Wirtschaftsgeographie und Raumwirtschaftstheorie, in dessen Mittelpunkt die räumliche Anordnung von Sachverhalten auf der Erdoberfläche steht. Die Regionalanalyse betrachtet v. a. die Geometrie der räumlichen Muster und Bewegungen, entwickelt Modelle der räumlichen Form von Verteilungen und Prozessen menschlicher Aktivitäten, wobei sie stark quantitativ-mathematisch orientiert ist. - Als entscheidend für die räumliche Organisation der Gesellschaft wird das Prinzip der Nachbarschaft angesehen, wonach Haushalte und Unternehmen bestrebt sind, den Nutzen von Standorten und räumlichen Interaktionen bei Minimierung des Aufwandes bzw. der Transportkosten zu maximieren, so daß die Lokalisierung der einzelnen Aktivitäten dem Prinzip der größtmöglichen räumlichen Nähe folgt. Die gesellschaftliche Organisation zeichnet sich demzufolge nicht allein durch eine Reihe sachlicher Merkmale aus, sondern diese Sachmerkmale präsentieren sich zugleich als Punkte, Linien oder Flächen mit bestimmter Gestalt, Orientierung und Ausdehnung (Raumstruktur). Sie konstituieren aus der Sicht der Regionalanalyse ein (offenes, funktionales) räumliches System, das stufenweise aus einzelnen Raumelementen zusammengesetzt ist: Die Analyse der (1) Bewegungen führt zum Studium der Kanäle bzw. (2) Netzwerke, in denen die Bewegungen ablaufen, und weiter zur Analyse der (3) Knoten und ihrer (4) Hierarchien sowie zur Betrachtung der Zwischenräume, die als (5) Oberflächen angesehen werden, und der raum-zeitlichen Veränderungen, der (6) Diffusion. Die verschiedenen, empirisch beobachtbaren Sachverhalte wie z. B. Pendler- oder Wanderungsbewegungen, die Gestalt von Verkehrsnetzen, die Morphologie von Siedlungs- oder industriellen Standortmustern, zentralörtliche Hierarchien, Bodennutzungszonierungen oder die Ausbreitung von Produkt- und Prozeßinnovationen, die jeweils einer der sechs Modellklassen (Bewegungen, Netze, Knoten, Hierarchien, Oberflächen, Diffusion) angehören, versucht die Regionalanalyse in analoge oder Symbol-Modelle zu überführen, konstruiert also zur verallgemeinernden Beschreibung normative oder stochastische Modelle der räumlichen Ordnung. - Bei der Modellformulierung wie der empirischen Prüfung setzt die Regionalanalyse mathematische und statistische Verfahren ein und hat darin wesentliche Beiträge zur Methodik der räumlichen Datenerhebung und -beschreibung, der Regionalisierung und der Hypothesenprüfung räumlich variierender Sachverhalte entwickelt, welche die regionale Wirtschaftsraum- und die Raumordnungsforschung nachhaltig beeinflußt haben (regionale Interaktionsmodelle, Netzwerkanalyse, Zentrale-Orte-Theorie, Innovations- und Diffusionsforschung). - Vgl. auch Wirtschaftsgeographie IV.

 

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