Wirtschaftslexikon - Enzyklopädie der Wirtschaft
lexikon betriebswirtschaft Wirtschaftslexikon lexikon wirtschaft Wirtschaftslexikon Suche im Wirtschaftslexikon
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
 
 
 

sektoraler Strukturwandel

1. Begriff: Verschiebungen in der sektoralen Wirtschaftsstruktur als Folge unterschiedlich starken Wachstums der einzelnen Wirtschaftszweige. sektoraler Strukturwandel sektoraler Strukturwandel vollzieht sich längerfristig und zeichnet sich durch weitgehend stabile Grundtendenzen aus. Strukturelle Verschiebungen sind deshalb überwiegend dauerhaft. - 2. Messung. Der s. sektoraler Strukturwandel wird üblicherweise anhand der Veränderungen in den prozentualen Anteilen (Sektoranteilen) der Wirtschaftszweige am Sozialprodukt oder an den Gesamtbeschäftigten beschrieben. Die Tabelle stellt den s. sektoraler Strukturwandel der deutschen Volkswirtschaft (nur früheres Bundesgebiet) am Beispiel der Beschäftigungsstruktur dar (vgl. Abbildung). Klar zu erkennen ist der Bedeutungsverlust der Landwirtschaft, aber auch des produzierenden Gewerbes, und demgegenüber die starke Bedeutungszunahme des Dienstleistungssektors für die Erwerbstätigkeit. Eine entsprechende Darstellung unter Verwendung der Bruttowertschöpfungsbeiträge der einzelnen Sektoren würde ein sehr ähnliches Bild des s. sektoraler Strukturwandel vermitteln. (intrasektoraler Strukturwandel). - 3. Ursachen des s. S.: a) Institutionelle Veränderungen: Hierzu gehören insbes. Veränderungen im Rechtssystem, etwa der Steuergesetzgebung oder des Sozialversicherungssystems, des Wettbewerbsrechts sowie im Ausmaß von Regulierung bzw. Deregulierung. Zahlreiche Gesetzesänderungen, die das Verhalten der Produzenten und Konsumenten beeinflussen, sind z. B. im Zuge der Schaffung eines einheitlichen Binnenmarktes in der EU vorgenommen worden. Auch die Umweltschutzgesetzgebung hat zu deutlichen Verhaltensänderungen geführt und den s. sektoraler Strukturwandel beeinflußt. Im außenwirtschaftlichen Bereich können Richtungsänderungen der Handelspolitik (Liberalisierung, Zollabbau im Rahmen des GATT sowie des General Agreement on Trade in Services (GATS)) oder die Wechselkurspolitik (Übergang zu freien Wechselkursen oder aber Schaffung eines Währungsverbundes wie im EWS) entscheidende Rahmendaten setzen. - b) Angebotsseitige Faktoren sind Änderungen in der Verfügbarkeit (Menge und Preis) von Produktionsfaktoren, z. B. eine Verknappung oder Verteuerung von Energie oder Rohstoffen. Eine wichtige Rolle spielt das Angebot an menschlicher Arbeit. Neben dem physischen Angebot (Mangel oder Überschuß an Arbeitskräften) ist insbes. die Lohnentwicklung entscheidend. Bei hohem Lohnniveau sind arbeitsintensive Produktionszweige benachteiligt. Eine wesentliche Determinante ist schließlich der technische Fortschritt. Er beeinflußt das Verhältnis von Arbeits- und Kapitaleinsatz, führt aber auch zu Veränderungen in der Vorleistungsnachfrage der Unternehmen (z. B. Ersatz metallischer Werkstoffe durch Kunststoffe oder Keramik; energiesparender technischer Fortschritt) mit entsprechenden Auswirkungen auf betroffene Vorleistungssektoren. - c) Nachfrageseitige Faktoren sind zunächst Verschiebungen in der gesamtwirtschaftlichen Nachfragestruktur: Zu- oder Abnahme des privaten Verbrauchs, Ausweitung oder Einschränkung des Staatsverbrauchs, Zugewinn oder Verlust von Absatzmärkten im Ausland, zu- oder abnehmende Importnachfrage (Importkonkurrenz). Wesentlichen Einfluß auf den s. sektoraler Strukturwandel haben aber auch Veränderungen in der Konsumstruktur der privaten Haushalte, der Zusammensetzung der staatlichen Ausgaben sowie Veränderungen in der Exportstruktur und der Importstruktur. - 4. sektoraler Strukturwandel sektoraler Strukturwandel und Wirtschaftswachstum: Der s. sektoraler Strukturwandel zeigt sich in Phasen hohen gesamtwirtschaftlichen Wachstums am ausgeprägtesten, während er sich bei schwachem Wachstum typischerweise verlangsamt. Ein Wirtschaftswachstum ohne jegliche Verschiebung der Sektoranteile ist in der Realität unwahrscheinlich. Allerdings hat sich die neoklassische Wachstumstheorie sehr ausführlich mit diesem Spezialfall befaßt (Modelle des "steady-state-growth" (vgl. steadystate)). Friktionen im s. S., insbes. als Ausdruck einer nicht ausreichenden Anpassungsbereitschaft oder -fähigkeit der Unternehmen, können sich zu Wachstumshemmnissen auswirken und vor allem auch zu struktureller Arbeitslosigkeit führen. - Es ist Aufgabe der sektoralen Strukturpolitik, den marktwirtschaftlichen Selbststeuerungsprozeß zu unterstützen oder zu korrigieren, daß gesamtwirtschaftlich oder gesellschaftlich unerwünschte Folgen struktureller Verschiebungen vermieden oder zumindest gemildert werden.

 

<< vorheriger Begriff
nächster Begriff>>
sektorale Wirtschaftsstruktur
Sektorenmodelle

 

Diese Seite bookmarken :

 
   

 

  Weitere Begriffe : Teilkosten | Steuerlager | Bauaufsichtsbehörde | CAD | Unterhaltsleistungen
wiki wirtschaft

Thematische Gliederung | Unser Projekt | Impressum