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Kreislaufanalyse

1. Begriff: Theoretische Analyse des Wirtschaftskreislaufs. Die Ursprünge der Kreislaufanalyse gehen auf den Physiokraten Quesnay zurück. Ihre Bedeutung blieb jedoch gering, bis Marx die Kreislaufanalyse wieder aufgriff, um die Frage nach der Reproduktion des Kapitals zu klären. Wesentliche Impulse zur Entwicklung der modernen Kreislaufanalyse gingen von Keynes aus, der im Rahmen seiner makroökonomischen Untersuchungen die kreislaufanalytischen Zusammenhänge betrachtete. Besondere Bedeutung hat die Kreislaufanalyse für die Makroökonomik und die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR). - 2. Zweck: Ziel der Kreislaufanalyse ist es, das ökonomische Geschehen in einer Volkswirtschaft durch das Schaffen geeigneter Kategorien zu gliedern und die Beziehungen zwischen diesen Kategorien zu analysieren. - 3. Inhalt: a) Bei der Gliederung des ökonomischen Geschehens unterscheidet die Kreislaufanalyse zwischen Wirtschaftssubjekten und Wirtschaftsobjekten. Die Wirtschaftsobjekte werden unterteilt in Güter (Sachgüter, Dienstleistungen, Faktorleistungen) und Forderungen (Geld, Wertpapiere). Die Wirtschaftssubjekte werden in Sektoren eingeteilt: Unternehmen, öffentliche Haushalte (Gebietskörperschaften, Sozialversicherungen) und private Haushalte (einschl. der sog. Privaten Organisationen ohne Erwerbszweck, wie Verbände, Vereine, Kirchen und politische Parteien) sowie das Ausland. Die ökonomische Betätigung der Wirtschaftssubjekte wird ebenfalls gegliedert: Wirtschaftssubjekte können Sachgüter und Dienstleistungen produzieren, Einkommen empfangen und verwenden, Vermögen bilden sowie Kredite nehmen und gewähren. Ferner finden zwischen den Wirtschaftssubjekten ökonomische Transaktionen statt, bei denen Güter oder Forderungen von einem Wirtschaftssubjekt auf ein anderes übergehen. Es wird unterschieden zwischen Transaktionen mit (Tausch) und ohne (Schenkung, Transfer) Gegenleistung. Im Rahmen der Kreislaufanalyse werden die Sektoren durch Pole abgebildet, die zwischen ihnen stattfindenden Transaktionen durch Ströme. Man unterscheidet zwischen realen (Güter) und monetären (Forderungen) Strömen. Jedem realen Strom steht ein monetärer Strom in gleicher Höhe gegenüber. - b) Die Kreislaufanalyse benutzt verschiedene Darstellungsformen: (1) Graphische Darstellung:
Diese Graphik zeigt einen sehr stark vereinfachten Wirtschaftskreislauf, der nur den Haushaltspol, den Unternehmenspol und den Vermögensänderungspol enthält. Gezeigt werden nur die monetären Ströme. Die Abbildung besagt: Zur Güterproduktion bezieht der Unternehmenspol von den Haushalten Faktorleistungen, für die im Gegenzug Faktorentgelte (Y) von den Unternehmen zu den Haushalten fließen. Die Haushalte beziehen von den Unternehmen Konsumgüter, für die Zahlungen (C) zu leisten sind. Eine realistischere Darstellung des Wirtschaftskreislaufs zeigt die Abbildung "Kreislaufanalyse - komplexer Wirtschaftskreislauf". Sie zeigt, daß bei dieser Erweiterung eine Fülle komplexer Beziehungen zwischen den Polen zu berücksichtigen ist: Die Haushalte verwenden einen Teil ihres Einkommens zur Bildung von Vermögen (Ersparnis S). Dies wird durch einen entsprechenden Strom zum Vermögensänderungspol berücksichtigt. Der Teil der Güterproduktion, der nicht als Konsumgüter an die Haushalte verkauft wird, bildet die Investitionen (I) (Anlage- und Lagerinvestitionen), für deren Finanzierung ein Strom genau in Höhe der Ersparnis vom Vermögensänderungspol zum Unternehmenspol fließt. Auch müssen der Staats- und Auslandssektor einbezogen werden. So erhält z. B. der Staatssektor direkte und indirekte Steuern sowie Transferzahlungen von den anderen Sektoren. Er leistet Faktoreinkommen an die im Staatssektor Beschäftigten, er kauft Güter im In- und Ausland, er zahlt Subventionen an die Unternehmen, leistet Transferzahlungen an die Haushalte etc. Der Kreislauf ist damit geschlossen: Für jeden Pol ist die Summe der Zuflüsse gleich der Summe der Abflüsse. - (Abbildung 1): (2) Kontenform: Sie bedient sich der Regeln der kaufmännischen Buchführung. Jeder Pol wird als Konto dargestellt, auf dessen Soll-(Haben-)Seite jeder abfließende (zufließende) Strom erfaßt wird.

Da sich Zu- und Abgänge entsprechen, sind alle Konten ausgeglichen. (3) Matrixform (Abbildung 2): Alle Pole werden als gebende und empfangende Sektoren in Spalten bzw. Zeilen aufgeführt.



Die Gleichheit der Zu- und Abflüsse eines jeden Pols kommt hier dadurch zum Ausdruck, daß Zeilen- und Spaltensummen einander entsprechen. Vorteil der Matrixdarstellung: Die Verflechtung der Sektoren wird besonders deutlich; auch bei einer Vielzahl von Polen bleibt die Darstellung noch übersichtlich. (4) Gleichungssystem (Abbildung 3): Für jeden Pol läßt sich eine Gleichung aufstellen, deren linke Seite die Abflüsse und deren rechte Seite die Zuflüsse zeigt. Für alle Pole zusammen ergibt sich ein Gleichungssystem:
Diese Form ist v. a. für die Darstellung des Beziehungsverhältnisses einzelner Pole geeignet und liefert direkt wichtige Gleichungen für die makroökonomische Analyse.

 

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