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internationale Betriebswirtschaftslehre

international business.
internationale Betriebswirtschaftslehre Begriff: Im Rahmen des in wesentlichen Teilen multi- bzw. interdisziplinär ausgelegten Forschungs- und Lehrgebiets "internationale Betriebswirtschaftslehre B." werden Probleme der internationalen Unternehmenstätigkeit bearbeitet. Die Auseinandersetzung mit den Spezifika des internationalen Geschäfts erfolgt dabei aus unterschiedlicher Perspektive und mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Neben begrifflichen Konzepten bzgl. der Formen der Internationalisierung, Überlegungen zu den internationalisierungsspezifischen Besonderheiten sowie Analysen zum Standort der (Inter-)Disziplin lassen sich verschiedene Typen betriebswirtschaftlicher Aussagensysteme zur Internationalisierung identifizieren. Eine wichtige Zukunftsaufgabe der internationale Betriebswirtschaftslehre B. liegt in der Integration der bereitgestellten Aussagensysteme.
Iinternationale Betriebswirtschaftslehre Formen der internationalen Unternehmenstätigkeit: Internationale Unternehmen zeichnen sich gegenüber rein nationalen Unternehmen dadurch aus, daß ihre Leistungserstellung oder -verwertung in mindestens zwei Volkswirtschaften erfolgt. Nach Maßgabe der Art der grenzüberschreitend transferierten Ressourcen bzw. der Dauerhaftigkeit der eingegangenen internationalen Bindung kann dabei zwischen dem Außenhandel mit Sachgütern (bspw. Exporteigenhandel, Exportgemeinschaften, Direktexport), dem Außenhandel mit Dienstleistungen und internationalen kooperativen Arrangements ohne Kapitalbeteiligung (bspw. Lizenzhandel, Franchise, (Projekt-) Managementdienstleistungen, Ad-hoc-Kooperationen, Auslandsleasing, internationale strategische Allianzen) sowie der Tätigung direktinvestiver Auslandskapitalanlagen (bspw. internationale Repräsentanzen, Equity Joint Ventures, Zweigniederlassungen oder Tochtergesellschaften) differenziert werden. - Direktinvestiv in mehreren Volkswirtschaften präsente Unternehmen werden vielfach als multinationale Unternehmen bezeichnet. Da jedoch nicht grundsätzlich unterstellt werden kann, daß die Existenz direktinvestiver Auslandskapitalanlagen auch für die Ausformung der Leistungs- und Führungsfunktionen innerhalb des Gesamtunternehmensverbundes von Bedeutung ist, werden zur definitorischen Bestimmung multinationaler Unternehmen teilweise auch weitere Kriterien (bspw. Anzahl der Auslandsgesellschaften, Organisationsstruktur, Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz oder Mentalität des Managements) herangezogen.
IIinternationale Betriebswirtschaftslehre Besonderheiten der internationalen Unternehmenstätigkeit: Die mit einer Internationalisierung einhergehende Erweiterung des Entscheidungsfeldes eröffnet zusätzliche Chancen, bspw. bzgl. der Nutzung internationaler Arbitrage-, Kostendegressions-, Erfahrungs- oder Risikodiversifikationseffekte. Sie bringt daneben aber auch eine Reihe zusätzlicher Schwierigkeiten mit sich, mit denen sich ausschließlich national tätige Unternehmen nicht konfrontiert sehen. Dabei steigen die Anforderungen zur Bewältigung der noch näher zu erläuternden internationalisierungstypischen Probleme in dem Maße, in dem Waren über Ländergrenzen transferiert, Wertschöpfungspotentiale über verschiedene Länder hinweg gestreut und international dislozierte Teile der Wertschöpfungskette über Verbundbeziehungen miteinander verknüpft werden. - Die Ursache für die Existenz internationalisierungsspezifischer Besonderheiten liegt darin, daß die grenzüberschreitende Erweiterung des Aktionsraums mit einer Erhöhung zu berücksichtigender externer sozio-kultureller, politisch-rechtlicher, natürlicher und ökonomischer Umfeldeinflüsse einhergeht; für gewöhnlich führt sie darüber hinaus auch zu komplexeren unternehmensinternen Strukturen und Prozessen. Die auf das Phänomen der internationalisierungsbedingten Heterogenitäts- und Komplexitätssteigerung zurückführbaren besonderen Schwierigkeiten und Aufgaben lassen sich dabei wie folgt systematisieren: 1. Interkulturelles Verstehen: Zwar sind das nationale und das internationale Wirtschaften insofern identisch, als unternehmerische Entscheidungen stets unter der Bedingung eines chronischen Informationsdefizits zu fällen sind. In ausländischen Umwelten besteht jedoch die zusätzliche Schwierigkeit, daß das Verstehen der Situation selbst zum Problem wird. Eine erste kategoriale Besonderheit der internationalen Unternehmensführung liegt dementsprechend in den Schwierigkeiten der handelnden Akteure, differente Bedingungskonstellationen adäquat zu interpretieren, und/oder in den kulturbedingten Schwierigkeiten, untereinander einen Konsens zu erzielen. - 2. Umweltwahl: Vor einer grenzüberschreitenden Ausdehnung von Unternehmensaktivitäten ist notwendigerweise eine Entscheidung darüber zu fällen, in welchen Ländern Leistungs-, Führungs-, Service- oder Finanzfunktionen angesiedelt werden sollen. Im Gegensatz zu ausschließlich national tätigen Unternehmen, für welche die externe Umwelt bereits durch den jeweiligen Heimatstaat vorab definiert ist, haben die Akteure im Falle der Internationalisierung mithin die Chance zur aktiven Wahl externer Kontexte. - 3. Internationaler Ressourcentransfer: Ein kennzeichnendes Merkmal der internationalen Unternehmenstätigkeit ist der grenzüberschreitende Transfer von Ressourcen, seien es Waren, Kapital, technologisches Wissen, Management-Know-how o. ä. Dabei sind für gewöhnlich Transferbesonderheiten zu beachten, die im Falle der rein nationalen Leistungserstellung und -verwertung keine Rolle spielen. So werden Transferprozesse einerseits durch nationalstaatliche Eingriffe behindert (bspw. Kapitalverkehrsbeschränkungen, Zölle, nicht-tarifäre Handelshemmnisse) oder gefördert (bspw. Exportsubventionen), andererseits ist es angesichts divergierender kultureller und ökonomischer Bedingungen vielfach erforderlich, den Voraussetzungen eines effektiven Ressourceneinsatzes besondere Aufmerksamkeit zu widmen (bspw. im Fall der Übertragung technologischen Wissens) und die zu transferierenden Ressourcen entsprechend zu modifizieren (bspw. Anpassung von Konsumgütern an Konsumentenpräferenzen oder technische Normen). - 4. Integrative Gestaltung des internationalen Wertschöpfungssystems: Erst die Tatsache, daß zwischen den zu einem internationalen Unternehmensverbund gehörenden Unternehmensteilen materielle, informationelle oder finanzielle Austauschbeziehungen bestehen, ermöglicht es, aus der Präsenz in mehreren Ländern Vorteile zu ziehen. Dabei entsteht in dem Maße, in dem die Bestandteile eines internationalen Wertschöpfungssystems miteinander verknüpft sind, eine qualitativ neuartige Ordnung mit neuartigen Eigenschaften. Diese begründen zusätzliche Chancen und Probleme. Beispielsweise verfügen multinationale Unternehmen über die Möglichkeit, unter bewußter Inkaufnahme national suboptimaler Strategien die weltweite Wertschöpfung zu optimieren. Ferner kann das "Mehr" der Entität "internationales Unternehmen" gegenüber der Summe seiner Teile auch unintendiert auf einzelne Elemente zurückwirken. So verbessern sich die Möglichkeiten multinationaler Unternehmen, nationalstaatliche (Kontroll-)Ansprüche zu unterlaufen, falls zwischen den Unternehmensteilen Austauschbeziehungen bestehen. Man denke in diesem Zusammenhang beispielsweise an die Transferpreisgestaltung. Allein aus der Möglichkeit, daß externe Institutionen diese Option ins Kalkül ziehen, resultiert einerseits ein positiver Effekt bzgl. der potentiellen Verhandlungsstärke der Tochtergesellschaften, andererseits aber auch die Schwierigkeit, daß die jeweiligen Aktivitäten "vor Ort" vielfach besonders kritisch betrachtet werden. Angesichts des Emergenzphänomens ist eine integrative Verbundbetrachtung externer Umsystemsegmente und interner Wertschöpfungspotentiale angezeigt, um so eine informierte Entscheidung hinsichtlich Konfigurierung und Integration des internationalen Wertschöpfungssystems zu fällen. - Allgemeine Aufgabe des Internationalen Managements ist es, Lösungen für die funktionsspezifischen und unternehmensübergreifenden Probleme zu entwickeln, die im Falle einer grenzüberschreitenden Ausdehnung einzelwirtschaftlicher Aktionsradien entstehen. Unterstützt und kritisch begleitet wird das Internationale Management durch die internationale Betriebswirtschaftslehre B., zu deren Aufgaben neben der Erfassung und Erklärung internationalisierungsrelevanter Phänomene auch die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen und Verfahrensregeln für die in der Praxis Tätigen zu zählen ist.
IV. Standort und Kernfragestellungen der Inter-Disziplin "Internationale Betriebswirtschaftslehre": Allgemeines Anliegen der wirtschaftswissenschaftlichen (Inter-) Disziplin "internationale Betriebswirtschaftslehre B." ist die positive (beschreibende und erklärende) sowie normative Analyse des gegenüber ausschließlich national tätigen Unternehmen erweiterten und interdependenten Problem- bzw. Entscheidungsfeldes. Wissenschaftsprogrammatisch und -organisatorisch wurde und wird diese Aufgabe in zweierlei Weise angegangen: Die Anerkennung des Sachverhalts, daß sich internationale Unternehmen in sämtlichen Branchen finden und die Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit ein Querschnittsphänomen mit potentieller Relevanz für sämtliche Wertschöpfungsfunktionen ist, führte zumindest im Einzugsbereich der deutschsprachigen Betriebswirtschaftslehre dazu, daß in der Nachkriegsperiode zunächst ein integrativer Ansatz vorherrschte. Dieser zeichnete sich dadurch aus, daß Internationalisierungsaspekte sukzessive im Kanon der etablierten Wirtschaftszweig- und Funktionslehren Berücksichtigung fanden. Da zudem argumentiert wurde, daß die Arten betriebswirtschaftlich bedeutsamer Entscheidungen sowie die zugrundezulegenden betriebswirtschaftlichen Kalküle grundsätzlich identisch seien, und zwar unabhängig davon, ob es sich um internationale oder ausschließlich national tätige Unternehmen handelt, schien die Etablierung einer eigenständigen Disziplin internationale Betriebswirtschaftslehre B. entbehrlich. - Angesichts der Schwierigkeiten, im Rahmen eines funktional bzw. institutional integrierten Vorgehens internationale Unternehmensaktivitäten in ihrer gesamten Komplexität zu erfassen und zu analysieren, wurde ab den 80er Jahren auch der Weg einer forschungs- und lehrorganisatorischen sowie thematisch-konzeptionellen Differenzierung eingeschlagen. - Die Forschungsbemühungen innerhalb der als eigenständige Disziplin betriebenen Lehre "International Business" zielen darauf ab, Aufschluß über die Determinanten und Ausprägungen der einzelwirtschaftlichen Internationalisierung zu erhalten. Die Begründung für die relative Eigenständigkeit liegt dabei nicht etwa in der Anwendung besonderer Darstellungs-, Entdeckungs- oder Begründungsmethoden; vielmehr sind es die objektbereichsspezifischen Besonderheiten, die den eigenständigen Charakter der Disziplin konstitutieren. Im Brennpunkt der Analyse internationalisierungsspezifischer Merkmale, Schwierigkeiten und Gestaltungsoptionen stehen dabei insbesondere Fragen bzgl.: (1) der Ursachen und des Managements nicht-direktinvestiver Ressourcentransfers (Waren, Dienstleistungen, Know-how) zwischen dem In- und Ausland; (2) der geographischen Verteilung von Wertschöpfungsaktivitäten (Konfiguration) sowie der Entscheidung hinsichtlich Form und Umfang direktinvestiver Engagements; (3) der Koordination und Kontrolle der internationalen Wertschöpfung (Entwurf und Implementierung von Maßnahmen und Mechanismen zur zielgerichteten Abstimmung der Aktivitäten mit externen Wertschöpfungspartnern sowie Ausgestaltung der formellen und informellen Beziehungen zwischen Mitarbeitern aus dem Stammhaus und den Auslandsgesellschaften); (4) der grundlegenden Ausrichtung von Leistungs- und Führungsfunktionen (Orientierung an länderspezifischen Besonderheiten oder an den globalen Bedingungen des internationalen Kontexts insgesamt); (5) der Bewältigung der aus der Internationalität resultierenden besonderen Schwierigkeiten bzgl. der Gestaltung der Beziehungen zu Akteuren, Gruppierungen und Instanzen innerhalb diverser sozio-politischer Umsysteme. - Der Facettenreichtum, die faktische Bedeutung sowie der Problemgehalt der Internationalisierung sprechen dafür, die spezifischen Probleme des internationalen Wirtschaftens sowohl innerhalb der funktionalen (bspw. Internationales Marketing, Internationale Finanzwirtschaft etc.) und institutionalen speziellen Betriebswirtschaftslehren (bspw. Internationalisierung von Dienstleistungsunternehmen) als auch funktionsübergreifend zu thematisieren. Eine trennscharfe Abgrenzung zwischen der Disziplin "International Business" und den übrigen Funktions- und Wirtschaftszweiglehren erscheint daher ebenso fragwürdig wie überflüssig.
V. Zugänge der Internationalen Betriebswirtschaftslehre zu Internationalisierungsphänomenen: Grundsätzlich lassen sich drei idealtypische Ausformungen erklärungs- bzw. beschreibungs- und gestaltungsorientierter betriebswirtschaftlicher Aussagensysteme zur Internationalisierung unterscheiden. Hierbei handelt es sich um die Theorien des Internationalen Unternehmens, Ansätze der Internationalen Managementlehre sowie um Studien zur Internationalen Unternehmensethik. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind darüber hinaus aber auch Analysen bzgl. der gesellschaftlichen Auswirkungen der Internationalisierung und Globalisierung von Bedeutung. - 1. Theorien des Internationalen Unternehmens: Das Erkenntnisziel der Theorien des Internationalen Unternehmens liegt in der Entwicklung möglichst allgemeingültiger Erklärungen dafür, daß Unternehmen bestimmte Formen internationaler Geschäftsbeziehungen aufnehmen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Gründe ökonomisch rationale Akteure zu einer grenzüberschreitenden Ausdehnung des ökonomischen Engagements veranlassen. Kennzeichnendes Merkmal der unter diese Kategorie fallenden Forschungsbemühungen ist der Versuch, den Konnex von Ursachen und (potentiellen) Ausprägungen des grenzüberschreitenden Unternehmensengagements auf der Grundlage eines deduktiv-nomologischen Vorgehens zu erfassen. Zu verweisen wäre hier zunächst auf jene partistischen Erklärungsansätze, die explizit auf herrschende volkswirtschaftliche Paradigmen rekurrieren, etwa auf das Gleichsgewichtsdenken im Rahmen der klassischen und neoklassischen Theorien des Handels, die Hervorhebung von Transaktionskosten (Transaktionskostenökonomik) und der Möglichkeit des Marktversagens bei den Erklärungsansätzen aus dem Bereich der Neuen Institutionenökonomik sowie die Betonung dynamischer Wechselwirkungen zwischen Markt und Unternehmen bei industrieökonomisch ausgerichteten Erklärungsansätzen. Daneben liegen eine Reihe partistischer Erklärungsansätze vor, die bisweilen lediglich einen lockeren Bezug zu übergeordneten ökonomischen Denktraditionen aufweisen und in denen zumeist nur ein Bestimmungsfaktor für die grenzüberschreitende Betätigung herausgestellt wird (bspw. Lernkurven- bzw. Economies of Scale-Theorie, Technologie-Ansätze, Produktdifferenzierungsansatz, Nachfragestrukturansatz, Distanzansätze, Zinssatz- und Währungsraumtheorie). - Trotz aller Unterschiedlichkeit im Detail weisen die Theorien der Internationalen Unternehmenstätigkeit die Gemeinsamkeit auf, daß der Internationalisierungsprozeß als eine "quasi-mechanische" Konsequenz gegebener ökonomischer Verhältnisse gedeutet wird, wobei in erster Linie der jeweils erste Schritt bei Internationalisierungsprozessen, also die Wahl alternativer Internationalisierungsmodi (Export, Kooperationen ohne Kapitalbeteiligung, Direktinvestitionen), nicht aber die Frage des Managements und der Entwicklung internationaler Beziehungsgeflechte interessiert. - 2. Internationale Managementlehre: Neben den deduktiv-nomologischen Erklärungsansätzen zur internationalen Unternehmenstätigkeit nimmt im Schrifttum die möglichst realitätsadäquate Erfassung der Bedingungen, unter denen sich Internationalisierungsprozesse vollziehen, sowie die hierauf basierende Erarbeitung von Hilfestellungen zur Bestgestaltung internationaler Unternehmensaktivitäten einen immer breiteren Raum ein. Überwiegend erfolgt die Analyse aus Sicht der betroffenen Unternehmen. Derartige Ansätze lassen sich unter der Bezeichnung "Internationale Managementlehre" zusammenfassen. Hierunter fallen zunächst einmal Untersuchungen bzgl. der Rahmenbedingungen und Bestimmungsfaktoren der Internationalisierung. Zu dieser Gruppe zählen neben Analysen der natürlichen, technologischen, sozio-kulturellen und rechtlich-politischen Bedingungskonstellationen im internationalen Umfeld auch Untersuchungen, die der Anschlußfrage nachgehen, welche Bedeutung das kulturelle Umfeld für die Ausformung von Managementprozessen hat (kulturvergleichende Managementforschung), wobei hier insbesondere interessiert, ob und inwieweit es angesichts bestehender kultureller Verschiedenheiten möglich ist, Führungskräfte und -stile sowie Managementtechniken oder -modelle erfolgreich von einem Land in andere Länder zu transferieren. Des weiteren gibt es eine Reihe von Ansätzen, die das Ziel verfolgen, aus der Vielfalt externer Umfeldbedingungen und interner Potentiale internationalisierungs- bzw. globalisierungsfördernde und -behindernde Kräfte zu extrahieren und diese zu gewichten. Schließlich zählen zu den die Bestimmungsgründe der Internationalisierung thematisierenden Untersuchungen im Rahmen der internationalen Managementlehre auch empirische Studien, welche die offiziell sanktionierten Beweggründe oder die persönlichen Motive unternehmenspolitischer Akteure, grenzüberschreitend tätig zu werden, zum Gegenstand haben. - Die Studien, in denen es um die Herausarbeitung der Rahmenbedingungen und Bestimmungsfaktoren der Internationalisierung geht, bilden gleichsam die Plattform weiterführender Forschungsbemühungen. Zu verweisen wäre hier zunächst auf Studien zur Genese der Institution "internationales Unternehmen". Während in den älteren Studien die Erarbeitung von Entwicklungstypologien im Vordergrund stand, in denen die im Verlauf der (inkrementalen) Internationalisierung zu erwartenden Prozeß- und Strukturänderungen zu - zumeist recht simplen - Idealtypen verdichtet wurden, bemühen sich neuere Studien verstärkt um eine gestalt- und lerntheoretische Fundierung, um auf diese Weise zu einer tragfähigeren Erklärung von Internationalisierungsprozessen zu gelangen. - Insbesondere im jüngeren Schrifttum nehmen ferner jene Studien einen breiten Raum ein, deren Ziel in der Erfassung und Optimierung des Gesamtkonnexes von Strategien, Managementprozessen und Strukturen liegt. Zu verweisen ist hier auf normative Analysen, die den unternehmenspolitischen Akteuren allgemeine Leitlinien für die Nutzung potentieller Wettbewerbsvorteile und die Vermeidung von Wettbewerbsnachteilen an die Hand geben sowie auf konzeptionelle Studien zur Wahl strategischer Orientierungen und der hierauf abgestimmten bzw. hierin zum Ausdruck kommenden Ausprägung konfigurativer und koordinationsbezogener Gestaltungselemente. Daneben gibt es eine Vielzahl empirischer Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen internationalisierungsrelevanten Strategiedimensionen (bspw. Anteil des Auslandsumsatzes oder Anteil der Auslandsproduktion) und der Ausprägung formaler Organisationsstrukturen, zur Steuerung (einzelner) ausländischer Tochtergesellschaften sowie zur strategiekonformen Konfiguration und Wertschöpfungsabstimmung des Gesamtsystems "internationales Unternehmen". - Die auf die Führung internationaler Unternehmen insgesamt gerichteten praktisch-normativen Forschungsbemühungen werden komplementiert durch Studien, in denen Probleme thematisiert werden, die sich im Anschluß an die Festlegung der Internationalisierungsstrategie bzw. der Entscheidung zugunsten einer Internationalisierungsform stellen. Breiten Raum nehmen dabei jene Untersuchungen ein, die das Problem der internationalen Standortwahl sowie das Management kooperativer Unternehmensbeziehungen zum Gegenstand haben. Darüber hinaus finden sich eine Vielzahl von Untersuchungen, welche funktionsspezifische Teilaspekte behandeln. Zu verweisen wäre hier beispielsweise auf Arbeiten zur Internationalisierung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, zum internationalen Personalmanagement, zum internationalen Marketing, zur internationalen Beschaffung und Logistik, zum internationalen Controlling sowie zu den Besonderheiten im Finanz- und Rechnungswesen oder bei der Besteuerung multinationaler Unternehmen. - 3. Internationale Unternehmensethik: Zwar wurden in den 70er und 80er Jahren eine Reihe von Verhaltenskodizes verabschiedet, welche (unverbindliche) Regeln für die Aktivitäten multinationaler Unternehmen festlegen. Bis in die späten 80er Jahre unterblieb jedoch weitgehend eine Auseinandersetzung mit den spezifischen Problemen, die mit einer an übergeordneten Vernunftkriterien ausgerichteten Führung international tätiger Unternehmen verbunden sind. Angesichts der anerkannten Bedeutung moralischer Maximen für das unternehmerische Handeln wird nunmehr auch untersucht, in welchem Rahmen sich die spezifischen, durch die grenzüberschreitende Unternehmenstätigkeit aufgeworfenen ethischen Probleme angehen lassen. Die Internationale Unternehmensethik beschäftigt sich dabei insbesondere mit der Frage nach möglichen ethischen Maximen, welche es erlauben, divergierenden moralischen Ansprüchen in unterschiedlichen Kulturkreisen gerecht zu werden und zugleich die moralische und kulturelle Einheit des Gesamtsystems "internationales Unternehmen" aufrechtzuerhalten. - 4. Gesellschaftsorientierte Beiträge zu den Effekten der Internationalisierung und Globalisierung: Schließlich wird die Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit auch mit Blick auf gesamtgesellschaftliche Kategorien, d. h. hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die souveräne Selbstbestimmung in politisch-rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht bzw. bzgl. ihres Einflusses auf die jeweilige politische, ökonomische, ökologische oder sozio-kulturelle Umwelt der Heimat- und Gastländer analysiert. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind derartige Analysen unter anderem deswegen von Belang, weil internationalisierungsbedingte Veränderungen des ökologischen, sozio-politischen und wettbewerbsstrategischen Datenkranzes zumindest mittelfristig auf die Unternehmen zurückwirken und somit wiederum einen potentiellen Input für unternehmenspolitische Entscheidungen zur Internationalisierung darstellen. - In den vergangenen Dekaden war die vor allem auf die multinationalen Unternehmen fokussierte Diskussion über die Effekte der grenzüberschreitenden Unternehmenstätigkeit durch unterschiedliche Schwerpunktsetzungen gekennzeichnet. Mit der Gefährdung der nationalen Souveränität durch politische Einwirkungen, der mißbräuchlichen Ausnutzung marktbeherrschender Positionen sowie der Möglichkeiten zur Gewinnverlagerung wurden in den 60er und frühen 70er Jahren vor allem die negativen Aspekte der multinationalen Betätigung hervorgehoben. Die späten 70er und 80er Jahre waren dann durch eine Ent-Emotionalisierung und Ent-Politisierung der Diskussion gekennzeichnet, wobei in zunehmendem Maße die positiven Effekte direktinvestiver Engagements herausgestrichen wurden. Angesichts der ökologischen Gefährdungen, vor allem aber vor dem Hintergrund einer zunehmenden Interdependenz weltwirtschaftlicher Entwicklungen wurde in den 90er Jahren eine neue Diskussionsrunde eingeläutet, in der die Probleme der Globalisierung verstärkt hervorgehoben werden. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei weniger die Möglichkeiten zur mißbräuchlichen Ausnutzung unternehmerischer Machtpotentiale, sondern die von einer zunehmend integrierten Weltwirtschaft ausgehenden und von einzelnen Akteuren unabhängigen systemischen Zwänge, welche die Handlungsspielräume von Wirtschaft und Politik begrenzen und die sich letztlich in sämtlichen Lebensbereichen niederschlagen.
Vinternationale Betriebswirtschaftslehre Zukunftsaufgaben der Internationalen Betriebswirtschaftslehre: Das Schrifttum zur internationalen Unternehmenstätigkeit ist vielfältig ausgelegt und dokumentiert den dynamischen Charakter der noch jungen Disziplin. Zwar ermöglicht erst Perspektivenvielfalt ein differenziertes Angebot betriebswirtschaftlich relevanter Aussagen. Andererseits wird die Existenz isolierter, fragmentierter und sich teilweise widersprechender Aussagensysteme für gewöhnlich als wenig hilfreich empfunden. Der Gefahr entgegenzuwirken, daß die angebotenen Erklärungs- und Deutungsmuster eher zur Verwirrung als zur Klärung beitragen, weil sie mehr oder minder beziehungslos nebeneinander stehen, ist daher eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben der internationale Betriebswirtschaftslehre B.
Literatur: Adler, N. J., Cross-Cultural Management: Issues to be Faced, in: International Studies of Management & Organization, Vol. 13, 1983, No. 1/2, S. 7 - 45; Albach, H., Die internationale Unternehmung als Gegenstand betriebswirtschaftlicher Forschung, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, Ergänzungsheft 1/1981, S. 13 - 24; Dülfer, E., Internationales Management in unterschiedlichen Kulturbereichen, 4. Aufl., München/Wien 1995; Dunning, J. H., Explaining International Production, London 1988; Dunning, J. H., Multinational Enterprises and the Global Economy, Wokingham et al. 1993; Hellauer, J., System der Welthandelslehre. Ein Lehr- und Handbuch des internationalen Handels, Bd. 1, Allgemeine Welthandelslehre, 1. Teil, Berlin 1910; Kumar, B. N., Internationale(n) Unternehmenstätigkeit, Formen der, in: Handwörterbuch Export und internationale Unternehmung, hrsg. von K. Macharzina/M. K. Welge, Stuttgart 1989, Sp. 914 - 926; Macharzina, K., Entwicklungsperspektiven einer Theorie internationaler Unternehmenstätigkeit. Modell und Verfahrensvorschläge, in: Internationale Unternehmensführung, Managementprobleme international tätiger Unternehmen, Festschrift zum 80. Geburtstag von Eugen Hermann Sieber, hrsg. von W. H. Wacker/H. Haussmann/B. N. Kumar, Berlin 1981, S. 33 - 56; Macharzina, K., Internationale Betriebswirtschaftslehre; in: Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, hrsg. von K. Macharzina/M. K. Welge, Stuttgart 1989, Sp. 903 - 914; Macharzina, K./Welge, M. K., Handwörterbuch Export und internationale Unternehmung, Stuttgart 1989; Meffert, H., Marketing im Spannungsfeld von weltweitem Wettbewerb und nationalen Bedürfnisse, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 56. Jg., 1986, Nr. 8, S. 689 - 712; Meffert, H., Wettbewerbsstrategien auf globalen Märkten, in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, 43. Jg., 1991, Nr. 5, S. 399 - 415; Oberparleiter, K., Die Durchführung von Exportgeschäften, Wien 1913; Pausenberger, E., Plädoyer für eine "Internationale Betriebswirtschaftslehre", in: Die Betriebswirtschaftslehre im Spannungsfeld zwischen Generalisierung und Spezialisierung, hrsg. von W. Kirsch/A. Picot, Wiesbaden 1989, S. 382 - 396; Perlitz, M., Internationales Management, 2. Aufl., Stuttgart - Jena 1995; Ringlstetter, M./Skrobarczyk, P., Die Entwicklung internationaler Strategien. Ein integrierter Bezugsrahmen, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 64. Jg., 1994, Nr. 3, S. 333 - 357; Schoppe, S. G., Kompendium der Internationalen Betriebswirtschaftslehre, 2. Aufl., München 1994; Sonndorfer, R., Die Technik des Welthandels, 4. Aufl., Bd. 1, Wien, Leipzig 1910; Steger, U., Globalisierung der Wirtschaft. Konsequenzen für Arbeit, Technik und Umwelt, Berlin et al. 1996.

 

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