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Verteilungstheorie

I. Grundlagen einer Verteilungsanalyse: 1. Produktionsprozeß und Einkommensverteilung: In einer marktwirtschaftlich organisierten Wirtschaft ist die primäre Einkommensverteilung quasi ein Nebenprodukt des dezentralisierten ökonomischen Produktionsprozesses. Damit wird nicht geleugnet, daß Gruppen, Institutionen und Organisationen durch Ausübung von Macht (im weitesten Sinne) auf die Einkommensverteilung Einfluß nehmen. Jede Erklärung der tatsächlichen Einkommensverteilung und jede Analyse von Ansätzen einer Verteilungspolitik (solange sie im Rahmen des vorhandenen Wirtschaftssystems bleibt) muß aber ausgehen von der Einkommensentstehung, d. h. von einer Analyse des Produktionsprozesses, der gleichzeitig den primären Verteilungsprozeß darstellt. - Einkommen entsteht aus produktiven Beiträgen zur Produktion. Wenn man von produktiven Beiträgen spricht, sollte man nicht allein von Arbeitsleistung, sondern mindestens von Arbeits-, Kapital- und Unternehmerleistungen sprechen. Fragen nach der Art und Weise der Festsetzung dieser Beiträge zur Produktionserstellung müssen diskutiert werden, wenn man sich mit dem Komplex Verteilungspolitik beschäftigt. Auf dieser Verbindung zwischen Produktion und Verteilung beruht die mikroökonomische Verteilungstheorie (bekannt als Grenzproduktivitätstheorie) einerseits, und andererseits die makroökonomischen Ansätze zur Wachstums- und Verteilungstheorie, die unter Annahme einer gesamtwirtschaftlichen Produktionsfunktion die Ergebnisse der mikroökonomischen Verteilungstheorie auf die Gesamtwirtschaft übertragen. - 2. Arten der Einkommensverteilung: a) Personelle Einkommensverteilung: Die Erklärung der Einkommensunterschiede zwischen Personen ist das Problem der personellen Verteilungstheorie im engen Sinne. Die Überlegung, daß es für die Wohlfahrt des einzelnen nicht auf sein persönliches Einkommen, sondern auf das Gesamteinkommen seiner Familie ankommt, führt zur Frage, wie die Unterschiede in den Haushaltseinkommen (personelle Verteilung im weiteren Sinne) zustande kommen. - b) Institutionelle und funktionelle Einkommensverteilung: Sozialpolitische Überlegungen führen weiter zu der Frage, wie die Aufteilung der Einkommen auf bestimmte soziale Gruppen (Arbeiter, Angestellte, Beamte, Landwirte, Selbständige, Nichterwerbstätige) erklärt werden kann. Unterscheidet man bei der Betrachtung sozialer Gruppen nur noch die Klassen unselbständig Beschäftigter (Arbeitnehmer) und Selbständiger, so wird von der sog. institutionellen Einkommensverteilung gesprochen. Davon abzugrenzen ist die Frage nach der funktionellen Verteilung, welche die Einkommen nach ihrer ökonomischen Herkunft aus dem Produktionsprozeß einteilt in Lohneinkommen (Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit) und Profiteinkommen (Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen), wobei man letzteres auch weiter differenzieren kann in Entgelt für den Kapitaleinsatz (Zinseinkommen, Mieten und Pachten) und Gewinneinkommen (Entgelt für Unternehmertätigkeit plus Gewinne im engeren Sinne). Fragen der funktionellen Verteilung stehen seit Ricardo im Vordergrund der Verteilungstheorie - c) Querverteilung: Die Verbindung zwischen funktioneller und institutioneller Verteilung stellt die sog. Querverteilung her, die berücksichtigt, daß einzelne Haushalte Einkommen aus verschiedenen ökonomischen Funktionen beziehen können. - d) Sektorale und regionale Einkommensverteilung: Statt in gesellschaftliche Gruppen kann die Gesamtwirtschaft auch in Branchen, Wirtschaftszweige und Regionen aufgeteilt werden, und es können deren Beiträge zum Gesamteinkommen dargestellt und analysiert werden. Fragen und Probleme dieser sektoralen und regionalen Einkommensverteilung werden üblicherweise nicht in der Verteilungstheorie behandelt. - e) Primäre und sekundäre Einkommensverteilung: Innerhalb der personellen und funktionellen Verteilungstheorie ist in primäre und sekundäre Verteilung zu unterscheiden. Als Primärverteilung (vgl. primäre Einkommensverteilung) bezeichnet man die durch den Produktions-, Markt- und Machtprozeß bestimmte funktionelle und personelle Verteilung. Diese wird durch private und staatliche Übertragungen (insbes. Umverteilung von Steuern und Transfers) überführt in die Sekundärverteilung (vgl. auch sekundäre Einkommensverteilung) (Umverteilung des privaten bzw. persönlich verfügbaren Einkommens). Die Faktoren und Parameter der staatlichen Redistribution sind weitgehend politisch festgelegt oder festzulegen, sie können insofern zunächst als Daten betrachtet werden, wenn es um die ökonomischen Bestimmungsfaktoren der Einkommensverteilung geht. - f) Beurteilung: Die Diskussion um die Einkommensverteilung wird sowohl in wirtschaftspolitischen als auch in wirtschaftstheoretischen Beiträgen überwiegend anhand der funktionellen Verteilung geführt. Zumindest verteilungspolitisch kommt es aber unbestritten auf die personelle Verteilung an, d. h. darauf, wie die Einkommen nach Personen, Haushalten oder sozialen Gruppen verteilt sind. Die funktionelle Verteilung gibt in dieser Beziehung nur ein sehr unvollständiges, wenn nicht falsches Bild: (1) Den abhängig Beschäftigten fließen neben den Lohneinkommen auch Einkommen aus Vermögen zu. (2) Die Einkommensaggregate Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen und Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit lassen keine Aussage über die Einkommensunterschiede zwischen den einzelnen im Aggregat zusammengefaßten Haushalten erkennen. (3) Des weiteren wird die personelle Bruttoeinkommensverteilung wesentlich durch das Steuersystem und das System der Sozialversicherung korrigiert. Diese Umverteilung (vgl. auch Sozialpolitik als Umverteilungspolitik) läßt sich nur unzureichend und mit großer zeitlicher Verzögerung aus der Einkommensteuerstatistik und aus Einkommens- und Verbrauchsstatistiken ermitteln. Sie liefert lediglich Anhaltspunkte über die personelle Einkommensverteilung, während Informationen darüber, wie durch andere staatliche Maßnahmen (auch Angebot an öffentlichen Gütern) und über Änderungen der Preisstruktur die Realeinkommen einzelner Haushalte oder Gruppen von Haushalten beeinflußt werden, fast völlig fehlen. - g) Verteilungsprobleme: Zur grundsätzlichen Abgrenzung der im Rahmen der Verteilungstheorie zu behandelnden Gebiete sind in aller Kürze die wichtigsten Verteilungsprobleme einer marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaft anzusprechen. (1) Es ist weitgehend unbestritten, daß der marktwirtschaftliche Koordinationsmechanismus kein universelles Ordnungs- und Lenkungsinstrument ist, sondern innerhalb der gesellschaftlichen Aufgaben bestimmte Teilbereiche ordnet. Im Bereich der Produktionsprozesse erfüllt das marktwirtschaftliche Prinzip wichtige Ordnungs- und Lenkungsfunktionen (Anpassung der Produktions- an die Nachfragestruktur bei grundsätzlicher Freiheit der Konsum- und Berufswahl), die vergleichsweise gut funktionieren, auch wenn keine uneingeschränkte Konkurrenz zwischen allen Anbietern und Nachfragern vorliegt. (2) Unbestritten löst der Marktmechanismus die folgenden Verteilungsprobleme nicht: (a) Eine Vermögensverteilung, die sowohl die Startchancen egalisiert als auch ökonomische Machtkonzentration vermeidet, ergibt sich nicht aus dem Selbstlauf des Marktes. (b) Probleme der sozialen Sicherung, der Bildungspolitik, der Gesundheitspolitik und des Umweltschutzes finden keine automatische Lösung durch den Marktprozeß. (c) Die Verteilung des Volkseinkommens zwischen privaten Einzelpersonen und dem Staat bzgl. der Steuerlastquote und der Steuerstruktur unterliegt keiner Selbststeuerung der Marktwirtschaft. (d) Das Problem der Kollektivgüterversorgung (Ausmaß und Verteilung) löst der Markt nicht (öffentliche Güter; Marktversagen). - 3. Aspekte der V.: Die Verteilungstheorie beschäftigt sich vornehmlich mit den folgenden Aspekten: a) Wie kann das Ziel Verteilungsgerechtigkeit (Verteilungspolitik) (oder nach Friedman verteilende Gerechtigkeit) bestimmt werden (normative Frage)? Hier wird die Frage nach den Leitbildern der Verteilungspolitik behandelt. Man kann dieser Problematik nicht mit dem Hinweis, daß es sich um ethische Fragen handelt, ausweichen und gleichzeitig die status-quo- oder die Marktverteilung als Verteilungsnorm akzeptieren. Das übliche Festhalten an der sog. Marktverteilung ist wohl eher interessenbedingt als Ausdruck ethischer Abstinenz. Diejenigen, die es ablehnen, über Verteilungsgerechtigkeit zu diskutieren, haben in aller Regel nicht unter der Verteilungsungsleichheit zu leiden. Spätestens bei der Behandlung wirtschaftspolitischer Fragen ist die Festlegung bestimmter Verteilungsnormen unumgänglich. Dabei ist es nicht erforderlich, daß diese Normen quantitativ exakt erfaßbar sind. - b) Wie ist die konkrete Verteilungssituation aufgrund des Zusammenwirkens des ökonomischen und politischen Systems zustandegekommen (positive Theorie)? Insbes. werden untersucht: (1) die Verteilungswirkungen wirtschaftspolitischer Maßnahmen (Konjunktur-, Wettbewerbs- und Umweltpolitik etc.); (2) die Verteilungswirkungen anderer Entwicklungstendenzen, wie konjunkturelle Entwicklung, Wachstumstrend, Konzentration, Umweltschäden etc.; (3) die Wirkungen von Verteilungsaktivitäten einzelner Wirtschaftssubjekte, von Gruppen, von Organisationen und des Staates auf andere Entwicklungen und Ziele; (4) die ökonomischen und gesellschaftlichen Funktionen von Verteilungskonflikten (Konflikttheorie und Ungleichgewichtsanalyse). Ökonomisch wie soziologisch stehen sich diesbezüglich zwei Schulen gegenüber. - Die Gleichgewichtstheoretiker halten Konflikte für dysfunktional, funktionslos und systemzerstörend (soziologisch: E. Mayo, R. Merton, T. Parson; ökonomisch: Klassiker, Monetaristen, Supply-Sider). - Dagegen untersucht die Konflikttheorie die Funktionen von Konflikten (soziologisch: Simmel, Coser, Dahrendorf, Marx; ökonomisch: Keynes, Postkeynesianer). - Die Analyse der Verteilung kann immer nur im Rahmen eines Gesamtmodells erfolgen. Demnach müssen kurz- bis mittelfristige Verteilungsanalysen immer im Zusammenhang mit Konjunktur, Beschäftigung und Inflation (Inflationstheorie) erfolgen, während langfristige Verteilungsaussagen nur im Zusammenhang mit einer vollständigen Wachstumstheorie möglich sind. Umgekehrt gilt aber auch: Jede Wirtschafts-, Konjunktur- bzw. Wachstumstheorie ist nur vollständig, wenn die Verteilungsproblematik explizit integriert ist. Die Integrationsforderung gilt also in beiden Richtungen. - c) Schließlich analysiert die Verteilungstheorie die Möglichkeiten und Erfolgsaussichten einer Verteilungspolitik, weil etwa gem. der (gerechten) Norm die bestehende Verteilung als ungerecht empfunden wird oder auch weil die überwiegende Mehrheit die bestehende Verteilung ändern will und man diesem Wunsch nachzukommen gedenkt, um das System zu erhalten.
II. Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung: 1. Begriff: Die lange Zeit vorherrschende Grenzproduktivitätstheorie (unmißverständlicher: neoklassische Produktions- und Verteilungslehre) beschreibt wichtige Zusammenhänge zwischen Produktions- und Preisentscheidungen einerseits und Einkommensverteilung andererseits. Sie stellt sich dementsprechend als Angebotstheorie dar. Sie basiert auf, bzw. ist Gegenstand und Ergebnis der Preistheorie. Ohne auf die historische Entwicklung der Grenzproduktivitätstheorie einzugehen (Ricardo, v. Thünen, Marshall, Walras, Clark etc.), werden zunächst eine mikro- und eine makroökonomische Version dargestellt. - 2. Eine mikroökonomische Version. a) Annahmen: Die mikroökonomische Version der Grenzproduktivitätstheorie geht von einem Partialmodell aus: Güter- und Faktorpreise werden zunächst als fix angenommen. Gefragt wird dann nach dem Faktornachfrageverhalten einer Unternehmung bei vollkommener Konkurrenz unter der Gewinnmaximierungshypothese. - b) Das Modell: Sind xi der Output einer Einproduktunternehmung i, pi der Produktpreis, vji die Faktoreinsatzmengen und rj die Faktorpreise, wobei i = 1, ..., n und j = 1, ..., m, dann gilt die Gewinndefinition

Der Gewinn wird nun unter der Nebenbedingung einer Produktionsfunktion xi = xi (v1i, v2i, . . ., vmi) maximiert. Man erhält die Grenzproduktivitätsregeln

die zusammen mit der Produktionsfunktion n · m Faktoreinsatzmengen und n Gütermengen bestimmen, wenn alle Güter- und Faktorpreise gegeben sind. Damit ist auch das Faktoreinkommen des Faktors j in der Unternehmung i
bestimmt. Das gesamte Einkommen aller Faktoren dieser Unternehmung folgt als:
Nimmt man zusätzlich an, daß die Produktionsfunktion homogen vom ersten Grade, also linear-homogen ist, dann gilt nach Ausschöpfungstheorem
und damit
d. h. der gesamte Erlös der Unternehmung i wird auf die Produktionsfaktoren aufgeteilt. Summiert man über alle i und unterstellt, daß alle im Partialmodell angenommenen Preise gerade die gleichgewichtigen des Totalmodells bei Vollbeschäftigung sind, dann gilt
und
Damit sind auch die Anteile der einzelnen Faktoren am Volkseinkommen bestimmt:
Aus der Grenzproduktivitätsregel ergeben sich die Faktoranteile am Erlös der Unternehmung.
Ist vji=ai, also der Faktor Arbeit, folgt die Lohnquote in der Unternehmung i
Diese Lohnquote scheint zumindest unter der Annahme gegebener Preise nur noch von den technischen Bedingungen der Produktion abzuhängen, wobei

als Produktionselastizität der Arbeit bezeichnet wird. Auf die Einflüsse alternativer Produktionsbedingungen und auch anderer Marktformen auf die Höhe der Faktoreinkommensquoten soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden. - 3. Eine makroökonomische Version: Häufig werden auch direkt makroökonomische Beziehungen verwendet, ohne daß der zugrundeliegenden Mikroökonomie Beachtung geschenkt wird. Dazu nimmt man eine gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion an, die stetig differenzierbar ist:
[R = Output = Realeinkommen, A = Arbeit, K = Kapital] und maximiert wiederum für gegebene Faktor- und Güterpreise [p = Preisniveau, l = Lohnsatz und z = Kapitalkostensatz] den volkswirtschaftlichen Gewinn:
Max: G = R (A, K) p - lA - zK.
Die Bedingungen erster Ordnung für ein Maximum lauten:
Für die Lohnquote () folgt:

Setzt man für eine kurzfristige Analyse den Kapitalstock konstant, ist die Höhe der Lohnquote abhängig von der Höhe der Beschäftigung. Die Höhe der Lohnquote hängt nicht nur ab von der Produktionstechnik, sondern von allen die Beschäftigung bestimmenden Faktoren. In der klassischen Lehre wird die gleichgewichtige Beschäftigung im wesentlichen auf dem Arbeitsmarkt bestimmt. Insofern spielen die Arbeitsmarktverhältnisse auch bei der Festlegung der Verteilung eine entscheidende Rolle. Nach keynesscher Lehre wird die Beschäftigung dagegen letztlich auf dem Gütermarkt bestimmt. Insofern sind die Gütermarktverhältnisse auch für die Höhe der Verteilung entscheidend. - 4. Konkurrenzgleichgewicht und Verteilung. a) Darstellung: Für eine vorgegebene (politisch fixierte) Gewinnverteilung und unter der Annahme, daß alle Märkte im Gleichgewicht sind, werden im mikroökonomischen Totalmodell alle gleichgewichtigen Faktor- und Gütermengen sowie alle relativen Preise bestimmt. Damit ist die funktionelle und personelle Einkommensverteilung festgelegt. Sie hängt wesentlich ab von der Art der Präferenzordnungen, den technischen Bedingungen der Produktion (Produktionsfunktionen), den Marktformen auf allen Märkten, der Ausgangsverteilung der Güter und Faktoren und der vorgegebenen Gewinnverteilung. - b) Beurteilung: Eine Wirtschaft im Zustand des generellen mikroökonomischen Gleichgewichts mit vollständiger Konkurrenz auf allen Märkten ist zugleich pareto-optimal. Die Konkurrenz gewährleistet, daß durch Umorganisation oder Umverteilung kein Nutzenzuwachs für einen Haushalt erzielt werden kann, ohne daß sich der Nutzen eines anderen Haushalts vermindert. Die Freiheitsgrade, die im Konkurrenzgleichgewicht durch Vorgabe der Gewinnverteilung beseitigt werden, treten im Pareto-Optimum ebenfalls auf und werden dort durch die Vorgabe der Nutzenverteilung eliminiert. Es gibt also viele Pareto-Optima, die je nach dem politisch festzulegenden Nutzenniveau eines jeden Haushalts erreichbar sind. Das Verteilungsproblem (Suche nach einer optimalen Einkommensverteilung) ist somit ungelöst.
III. Makroökonomische V.: 1. Grundlagen: Vollständige makroökonomische Verteilungstheorie integrieren den nachfrageorientierten Keynes-Kaldor-Ansatz und die Angebotstheorie der Verteilung im Rahmen einer mittelfristigen Beschäftigungs- bzw. Konjunkturtheorie oder im Rahmen einer Wachstumstheorie. Bei dieser Integration geht es insbes. darum, die unfruchtbare Konfrontation von Angebotstheorien (Grenzproduktivitätstheorie und Monopolgradtheorie) einerseits und Kreislauftheorie andererseits zu beenden. Angebots- und Nachfrageverteilung sind zwei Seiten (Aspekte) derselben Medaille und können insofern nur gemeinsam behandelt werden. Vor der Demonstration solcher Integrationsversuche ist die angebotsorientierte Monopolgradtheorie und die nachfrageorientierte Kaldor-Keynes-Theorie darzustellen. - 2. Monopolgradtheorien: Die herrschende Darstellung der Monopolgradtheorie ist mit den Namen Lerner, Kalecki, Preiser und Mitra verbunden. Die Monopolgradtheorie argumentiert wie die Grenzproduktivitätstheorie (vgl. II.) von der Angebotsseite aus, erweitert aber deren mikroökonomische Basis, indem sie bestimmte Annahmen über das preispolitische Verhalten der Unternehmen macht. - Eineinfacher Prototyp: Geht man davon aus, daß die Wirtschaft ganz überwiegend monopolistische bzw. oligopolistische Marktformen aufweist, kann man unterstellen, daß die Angebotspreise mit Hilfe einer Zuschlagskalkulation festgelegt werden. Im einfachsten Fall der Zuschlagskalkulation auf die Lohnstückkosten gilt:
[g = Aufschlagssatz = Monopolgrad, l = Nominallohnsatz]. Für die Makroanalyse scheint der Streit zwischen Anhängern der Grenzproduktivitäts- und der Monopolgradtheorie weitgehend überflüssig. Auch Monopolgradtheorien, auf deren vielfältige Varianten hier nicht eingegangen werden kann, sind nur Teilaspekte einer vollständigen Verteilungsanalyse und liefern für sich genommen keine endgültigen Ergebnisse bzgl. der gesamtwirtschaftlichen Verteilung. Nur wenn man umstandslos p = pA setzt, also unterstellt, daß sich immer oder letztlich das Angebotspreisniveau durchsetzt, ist die Verteilung festgelegt. Es gilt:

Ohne diese Annahme beschreibt die angegebene Gleichung den Versuch der Produzenten, ihre Verteilungsvorstellungen über die Preiskalkulation (also auf dem Gütermarkt) durchzusetzen. Ob bzw. inwieweit dieser Versuch gelingt, wird durch die Markt- bzw. Machtkonstellationen auf dem Güter- und Arbeitsmarkt entschieden. Verteilungsaussagen sind also erst nach Integration in ein Makromodell möglich (vgl. 4 und 5). - 3. Keynes-Kaldor-V., Kreislauftheorie der Verteilung: a) Darstellung: Als zweite Komponente moderner Integrationsversuche ist die nachfrageorientierte Kaldor-Theorie anzusehen. Die nachfrageorientierte Kaldor-Theorie wurde explizit von Kaldor entwickelt. Ähnliche Gedankengänge findet man bereits bei Keynes. Im übrigen basieren der Kaldor-Ansatz und die vielfältigen Erweiterungen und Modifikationen auf der keynesschen Analyse, werden insofern folgerichtig als keynesianische Verteilungstheorie bezeichnet. Kaldor verknüpft explizit die Einkommensverteilung (gemessen an der Lohnquote) mit der Investitionsquote, wobei die Investitionsquote durch die autonomen Investitionsentscheidungen der Investoren/Produzenten festgelegt wird. - b) Das Modell: Im einfachsten Fall einer geschlossenen Wirtschaft ohne Staat gelten:
Damit folgt:
bzw. die berühmt gewordene Kaldor-Formel:
mit Z = monetäre Gesamtnachfrage, Y = Nominaleinkommen, L = Lohneinkommen, G = Gewinneinkommen, I = Investitionsausgaben, cL, cG=Konsumquoten der Lohn- und Gewinnempfänger. Aufgrund des reinen Kreislaufzusammenhangs muß die Lohnquote sinken, wenn die Investitionsquote steigt bzw. steigen soll. Wird die Investitionsquote quasi autonom durch das Investorenverhalten festgelegt, so sorgt die Variation der Lohnquote für die Aufrechterhaltung des Kreislaufgleichgewichts. Bei kurzfristiger Analyse, d. h. Konstanz von Realeinkommen, Beschäftigung und Lohnniveau, kann diese Anpassung über Preisbewegungen erklärt werden (Umverteilungswirkung von inflationären Multiplikatorprozessen). Verläßt man die kurzfristige Analyse und unterstellt, daß in einer Expansionsphase die Arbeitsproduktivität steigt, und nimmt man weiter an, daß das Lohnniveau verzögert an die Entwicklung von Arbeitsproduktivität und Preisniveau angepaßt wird, sinkt die Lohnquote in dieser Phase. Für eine analog aufgebaute Kontraktionsphase gilt das Umgekehrte. Diese Umverteilungswirkungen von Lohnlags sind mit heranzuziehen, wenn die in der Realität zu beobachtenden zyklischen Schwankungen der Lohnquote erklärt werden sollen. Für eine langfristige Analyse stellt die Kaldor-Theorie einen Zusammenhang zwischen Verteilung und Wachstum dar. Die Lohnquotengleichung beschreibt, welche Nachfragegrößen (Konsumquoten, Investitionsquote) die Verteilung bei Annahme eines Kreislaufgleichgewichts bestimmen. Unter Aufgabe der Gleichgewichtsannahmen können die Kaldor-Beziehungen als einfachste Nachfragerelation weiterverwendet werden (vgl. Abschnitt 4). - 4. Integration von Angebots- und Nachfragetheorie der Verteilung: Der im folgenden skizzierte Integrationsansatz der Neuen Klassischen Makroökonomik basiert auf dem Ansatz von Solow/Stiglitz (1968), der schon zahlreiche Varianten der neueren Rationierungsansätze enthält. Zur Beschreibung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage (Index D von demand) wird eine verallgemeinerte Kaldor-Keynes-Gleichung unterstellt.
mit RDW > 0; RDR > 0; DQR > 0; DMR > 0. Sie ist einerseits von dem Reallohn w abhängig (Kaufkraft- und Investitionseffekt) und andererseits durch die augenblickliche Produktion (R) bestimmt. Der positive Kaufkrafteffekt (Kaldoreffekt) basiert hierbei auf der Umverteilung zugunsten der Lohnempfänger, deren Konsumquote größer ist als die der Gewinnempfänger. Der negative Investitionseffekt ist auf die Umverteilung zu Lasten der Investoren zurückzuführen. Je nach Größe der beiden Effekte ist der Gesamteffekt negativ, positiv oder gleich Null. Die Lage der Kurve wird durch autonome Nachfragegrößen (QR = autonome reale (Index R) private und öffentliche Investitionen sowie sonstige autonome Ausgaben) und die gegebene reale Geldmenge (MR) festgelegt. Die Angebotsseite (Index S von supply) des Modells wird durch eine RS- Funktion beschrieben, der entweder die Grenzproduktivitätstheorie oder eine Monopolgradtheorie zugrunde liegt:
mit RSW < 0; RSg < 0; g = Monopolgrad. Mit abnehmender Wettbewerbsintensität steigt g und es wird c. p. weniger angeboten. ist der bei mittelfristiger Analyse als konstant angenommene Kapitalstock. Nachfrage- und Angebotsfunktion können nun in einem R/w-Diagramm dargestellt werden (Abbildung):
Für R/w-Kombinationen unterhalb der RS-Funktion wird R > 0 angenommen, da der Kaufkrafteffekt den Investitionseffekt überwiegt. Für R/w-Kombinationen oberhalb der RS-Kurve gilt das Umgekehrte. Für ein vorgegebenes Realeinkommen R0 können je nach Höhe des herrschenden Reallohnniveaus alternative Verteilungen gelten. Bei wA0 gilt die Angebotsverteilung, bei wN0 die Nachfrageverteilung. Dabei ist v die Vollbeschäftigungsgrenze. Kommt es zu einem mittelfristigen Gleichgewicht mit RS = RD, gelten Kaldor- und Angebotsverteilung gleichzeitig. Eine solche Situation kann auch als mittelfristiges Gütermarktgleichgewicht bezeichnet werden. Je nach Interpretation bzw. Bewertung der verbleibenden Arbeitslosigkeit kann eine solche Konstellation als keynessches Unterbeschäftigungsgleichgewicht oder als klassisches Vollbeschäftigungsgleichgewicht bezeichnet werden. - 5. Wachstums- und Verteilungsgleichgewichte: Langfristige Verteilungsgesetze. a) Grundlagen: Im Rahmen neoklassischer und postkeynesianischer Wachstumstheorien lassen sich für den Gleichgewichtsfall (d. h. üblicherweise Kreislaufgleichgewicht und Vollbeschäftigung beider Faktoren) formal gleichgewichtige Einkommensverteilungen (Verteilungsquoten) festlegen. Diese Quoten sind nur unter zusätzlichen Annahmen, die durchweg als unrealistisch angesehen werden dürfen, auch noch konstant. Das oft behauptete Gesetz einer langfristigen Verteilungskonstanz läßt sich selbst modellimmanent nicht schlüssig nachweisen. Es gibt keine ökonomischen Verteilungsgesetze im engen Sinne, die unabhängig von Verhaltensparametern einzelner Wirtschaftssubjekte oder der Gruppen bestimmt werden können, um als Zielvorgabe oder Richtschnur für wirtschaftspolitische Auseinandersetzungen zu dienen. Wenn diese immer wieder behauptet und benutzt werden, basieren sie auf für die Praxis nicht relevanten Partialmodellen. Realistischer und sinnvoller scheint die umgekehrte Sichtweise. Divergierende Verteilungsvorstellungen der Gruppen (ob man diese im Einzelfall teilt oder für unberechtigt hält, ist dabei grundsätzlich ohne Belang) halten die Wachstumsprozesse dauerhaft in Gang und verhindern dadurch das Eintreten eines Wachstumsgleichgewichts. Eine realistische ökonomische Theorie und Politik der Einkommensverteilung sollte diese unbestritten vorhandenen Verteilungsvorstellungen explizit einbeziehen. Das Fehlen ökonomischer Verteilungsgesetze bedeutet nicht, daß die Verteilung je nach Interesse beliebig gestaltbar ist. Vielmehr gibt es ökonomische Restriktionen für den Zusammenhang zwischen Einkommensverteilung und Wachstum, deren Nichtbeachtung ebenfalls "tödlich" ist. Diese Restriktionen sind quantitativ nicht bekannt. Insofern besteht nach wie vor die Gefahr einer willkürlich oder vorsätzlich einseitigen Interpretation. - b) Neoklassische Verteilungsmodelle: (1) Annahmen: Hier geht es um die Darstellung und Erläuterung der verteilungsrelevanten Ergebnisse der neoklassischen Wachstumstheorie. Alle neoklassischen Wachstumsmodelle in der Gleichgewichtsform beinhalten die Gleichgewichtsbedingungen Kreislaufgleichgewicht und Vollbeschäftigung beider Faktoren und enthalten folgende Bausteine: eine substitutionale Produktionsfunktion, die auf die Makroebene übertragene Grenzproduktivitätsregel, eine Arbeitsangebotsfunktion und eine real formulierte Gesamtnachfrage. Variationen ergeben sich durch alternative Ausgestaltungen der Nachfrage-, Produktions- und Arbeitsangebotsfunktion. Dadurch, daß durchgängig die Grenzproduktivitätsregel beibehalten wird, wird die Lohnquote im Gleichgewicht wesentlich durch die Art und Form der Produktionsfunktion bestimmt. Die Höhe der Lohnquote hängt bei Annahme einer linear-homogenen Produktionsfunktion nur ab von der Höhe der Kapitalintensität x ab. Im neoklassischen Wachstumsgleichgewicht ist die Kapitalintensität konstant, insofern auch die Lohnquote. Bei Anpassungsprozessen zum Gleichgewicht variiert die Lohnquote je nach Größe der Substitutionselastizität. - Die neoklassische Wachstumstheorie ermöglicht unter Einbeziehung der funktionellen Verteilung die Bestimmung der gleichgewichtigen Wachstumsraten des Kapitalstocks und des Realeinkommens. Auch bei den eher technischen Stabilitätsuntersuchungen der Modelle werden die Annahmen Kreislaufgleichgewicht und Vollbeschäftigung der Faktoren nicht aufgehoben. Insofern bleiben die neoklassischen Wachstums modelle langfristige Gleichgewichtsansätze und können ohne Erweiterungen die tatsächlichen ungleichgewichtigen Wachstums- und Verteilungsprozesse mit Unterbeschäftigung der Faktoren und/oder Auseinanderfallen von gesamtwirtschaftlichem Angebot und gesamtwirtschaftlicher Nachfrage nicht beschreiben. Die neoklassischen Wachstumsmodelle geben insofern Bedingungen für eine mögliche langfristige Entwicklung an und beschreiben nicht die Realität. (2) Ergebnisse: (a) Das neoklassische Wachstumsgleichgewicht (unter Verwendung der Grenzproduktivitätsregel und der Kaldorschen Konsumfunktion) liefert eine konstante Lohnquote und integriert angebots- und nachfrageorientierte Verteilungsansätze. (b) Die Verteilungswirkungen bei Anpassungsprozessen hängen ausschließlich von der unterstellten Produktionstechnik ab. Dies resultiert aber im wesentlichen aus der eingeschränkten Analyse, da selbst bei Abweichungen vom Gleichgewicht die Gleichgewichtsbedingungen grundsätzlich nicht aufgegeben werden. (c) Die Konstanz der Lohnquote im Gleichgewicht kann nur mit größter Vorsicht als Verteilungsgesetz interpretiert werden. Das wird deutlich, wenn man die einfache Grenzproduktivitätsregel für Fälle unvollkommenen Wettbewerbs (Oligopole, Monopole) formuliert. Je nach Wettbewerbsintensität ergeben sich alternative Gleichgewichte. (d) Selbst für den unrealistischen Fall eines umfassenden neoklassischen Gleichgewichts ist die Verteilung nicht zwingend nur ökonomisch bestimmt. Änderungen der Produktionstechnik (durch technischen Fortschritt oder Umorganisation der Produktion infolge etwa von Strukturverschiebungen) oder der Wettbewerbsverhältnisse (Stabilität und Existenz vorausgesetzt) variieren die "gleichgewichtige" Lohnquote. (e) Erweiterungen der neoklassischen Gleichgewichtsanalyse durch Einbeziehung eines autonomen technischen Fortschritts, der Vermögensverteilung (Pasinetti-Ansatz) oder des Falls eines reallohnabhängigen Arbeitsangebots ändern die Modellstruktur und die Modellergebnisse nicht grundsätzlich. - c) Postkeynesianische Verteilungsanalyse. (1) Grundgedanken: Postkeynesianer lehnen die traditionelle Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung zur allgemeingültigen Erklärung von Verteilungsgesetzen ab. Das gilt für die bekannten Partialanalysen, die häufig umstandslos auf die Gesamtwirtschaft übertragen werden, aber auch für die Ableitung der Einkommensverteilung im generellen mikroökonomischen Totalmodell. Die Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung beschreibt allenfalls die Angebotstheorie der Verteilung und sollte auch für diesen eingeschränkten Zweck durch eine Monopolgradtheorie ersetzt werden. - Der angebotsorientierte Teilaspekt der Verteilung (Grenzproduktivitätstheorie oder Monopolgradtheorie) ist danach konsequent um die Nachfrageseite (Keynes-Kaldor-Ansätze) zu erweitern. Beide Ansätze (Kaldor-Keynes und Kalecki) müssen gemeinsam betrachtet werden. (2) Ergebnis: Fest vorgegebene Verteilungsstrukturen oder -quoten lassen sich dabei nicht ableiten, auch wenn enge Wechselbeziehungen zwischen Einkommensverteilung, Investitionen, Wachstum, Beschäftigung und Inflation bestehen. Dabei zeigt sich, daß ökonomische, allgemein akzeptierte Verteilungsgesetze nicht abgeleitet werden können. Allenfalls existiert ein "Verteilungsgleichgewicht" bei Unterbeschäftigung, in dem die Verteilungspläne der Gruppen "zwangsweise" in Übereinstimmung gebracht werden. Es zeigt sich, daß jede Verteilungstheorie nur so gut ist wie die ihr zugrunde liegende Beschäftigungs- bzw. Konjunkturtheorie und daß jede realistische Konjunkturtheorie explizit die autonomen Verteilungspläne der Gruppen enthalten muß. - Die Verteilung ist in Grenzen (in Richtung Verteilungsgerechtigkeit) beeinflußbar, ohne daß ökonomische Widerstände auftreten. Einkommensunterschiede sind somit weder naturgegeben noch ökonomische Fakten. Sie sind vielmehr sowohl das Ergebnis herkömmlicher sozialer und politischer Bedingungen und Entscheidungen als auch der Dynamik des Marktes. Da der Markt allein nicht in der Lage ist, Verteilungsfragen zu lösen und da Wechselwirkungen zwischen Verteilung, Beschäftigung, Investitionen und Wachstum bestehen, ist für Postkeynesianer eine Einkommenspolitik (Verteilungspolitik VII.) von essentieller Bedeutung. Dabei ist Einkommenspolitik umfassend (in keinem Fall also zu verwechseln mit bekannten preisstabilisierenden Lohnregeln) und allgemein zu verstehen. Sie erfaßt alle Einkommen, nicht nur die Lohneinkommen. Sie läßt sich nicht unabhängig von der Investitionspolitik rechtfertigen. Voraussetzung für eine erfolgversprechende Einkommenspolitik ist ein Konsens der Gruppen über die Verteilung. Die so charakterisierte Einkommenspolitik ist integrierter Bestandteil einer allgemeinen Konjunktur- und Wachstumspolitik. (3) Schlußfolgerungen: Verteilungsdebatten auf allen Ebenen sind notwendigerweise im konjunktur- und wachstumspolitischen Zusammenhang zu führen. Vielfältige Unsicherheiten (insbes. bzgl. der Zielsetzungen, Zielkonflikte und Wirkungszusammenhänge) verhindern auf Dauer allgemeingültige Aussagen. Diese Unsicherheiten begründen in keinem Fall die Forderungen nach verteilungspolitischer Abstinenz. Aktive Verteilungspolitik kann wegen konjunktur- und wachstumspolitischer Restriktionen vorübergehend auch mit der Zielsetzung, eine Lohnquotensenkung zu verhindern bzw. sogar Lohnquotensenkungen zu begrenzen, betrieben werden. Auch mittelfristig kann Aufgabe und Erfolg einer aktiven Verteilungspolitik in der Vermeidung einer Verschlechterung der Einkommensverteilung gesehen werden, und zwar insbes. dann, wenn wegen zunehmender Monopolisierungstendenzen der Marktprozeß von sich aus größere Ungleichheiten hervorrufen würde. Langfristige Zielsetzung einer autonomen Verteilungspolitik bleibt Abbau bestehender sozialer Ungleichheiten. Wie groß der potentielle Spielraum für echte Umverteilungsmaßnahmen im Rahmen der bestehenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen ist, bleibt ungewiß.
Literatur: Bartmann, H., Verteilungstheorie, München 1981; Eichner, A. S., Kregel, J. A., An Essay on Post-Keynesian Theory: A New Paradigm in Economics, in: Journal of Economic Literature, 1975, 13/75, No. 4, S. 1293-1314; Keynes, J. M., The General Theory of Employment, Interest and Money, London 1936; Kregel, J. A., Einkommensverteilung, in: Eichner, A. S., Hrsg., Über Keynes hinaus. Eine Einführung in die postkeynesianische Ökonomie, Köln 1982, S. 64-77; Kriesler, D., Kalecki's microanalysis. Cambridge u. a. 1987; Külp, B., Verteilung. Theorie und Politik, München u. a. 1994; Ramser, H. J., Verteilungstheorie, Berlin, Heidelberg, New York 1987; Solow, R. M., Stiglitz, J. E., Output, Employment in the Short Run, in: Quarterly Journal of Economics, 1986, Vol. 82, S. 537-560; Woll, A., Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 9. Aufl., München 1987, S. 429-451.

 

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